Keine herausgerissenen Kuhherzen bitte

adidas-Kampagne / Podolski Herz

Für die Fußball WM in Brasilien werden Dörfer mit Gewalt geräumt, die dem Stadionbau im Weg stehen. Für die WM in Katar sterben täglich Arbeiter in der Hitze durch Wassermangel und mangelnde Sicherheitsvorkehrungen. Addidas macht eine Werbung mit Lukas Podolski, der ein herausgerissenes Kuhherz in seinen Händen hält. Wer das, was wir seelisch als Herz bezeichnen, nur in einem blutigen, herausgerissenen Fleischklumpen zu sehen vermag, hat etwas Grundlegendes nicht verstanden.

Für viele Menschen bedeutet Fußball eine Möglichkeit der Identifikation und des Zeigen von Zugehörigkeit. Dies ist auch gut so. Junge Menschen können ihre Kräfte ausprobieren und manchmal auch ihre Grenzen. Aber Werbung mit bluttriefenden Körperteilen muss nicht sein. Schon gar nicht, nachdem bei einer Mercedes Werbekampagne kurz zuvor ein unbeteiligter Mensch schwer verletzt wurde. Die Bemerkung von Oliver Bierhoff bei der nachfolgenden Pressekonferenz, dass auch Fahrradfahren gefährlich sei, bedeutet übertragen, dass selber Schuld ist, wer sich in die Nähe von Fußballern begibt.

Der Sport möchte als Vorbild dienen. Wenn er nicht zu einem reinen Unterhaltungsprodukt der Werbeindustrie verkommen will, sollte er sich seiner ursprünglichen Werte besinnen. Niemand braucht noch mehr Retortenvereine, die als Tochter von Wirtschaftskonzernen geführt werden. Und denen es allein um den Profit geht. Deutschland hat schon die beste Liga der Welt (auch wenn die englische sprachbedingt mehr Werbeeinnahmen hat).

Wir brauchen keine herausgerissenen Kuhherzen, um unsere Liebe zu unserem Land zum Ausdruck zu bringen. Wir brauchen ein Empfinden für den Schmerz, den der Kapitalismus in den Herzen der Menschen anrichtet. Ein Menschenleben ist in Brasilien nicht viel wert. Es gibt Morde vor dem Hintergrund des Organhandels. Es gibt die Abholzung des Regenwaldes, damit bei uns Rinderherzen auf den Tisch kommen. Und es gibt die gebrochenen Herzen der indigenen Völker, die diesen Kontinent an uns abgetreten haben.

 

Andreas Bleeck

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Author: hessenvorstand

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