Die Funktion des Geldsystems

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von Peter Neumann, Juli 2013
1. Geld
Mit Geld werden Käufe und Dienstleistungen2 bezahlt sowie Einkommen ausgezahlt, und
zwar üblicherweise in Landeswährung (Euro)3. Käufe/Mieten werden in bar (Bargeld) oder
unbar (als Giralgeld/Buchgeld auf Girokonto) beglichen, Einkommen wird unbar ausgezahlt(durch Überweisung aufs Girokonto). Bargeld (Banknoten und Münzen) und
Unbargeld/Giralgeld (= Buchgeld in Form von Giroguthaben oder Girokontoüberziehung)
sind also Zahlungsmittel (Kaufmittel). Banken erlauben ihren Kunden die individuellfestgelegte Überziehung des Girokontos, d. h. sie führen bis zu einem bestimmten Rahmen
Ab-Überweisungen durch bzw. lassen Barabhebungen zu, wenn das Girokonto kein
ausreichendes Guthaben ausweist oder sogar bereits negativ (überzogen) ist. Über den
Unternehmen eingeräumten Kontokorrentkredit finanzieren Unternehmen ihre Produktionvor, über den Überziehungskredit finanzieren Privathaushalte vor allem Investitionen
(Anschaffungen). Für Kontoüberziehungen erheben die Banken Überziehungszinsen, die das
Vielfache der Zinsen für Investitionskredite betragen. Im Jahre 2007 betrugen dieKontokorrentkredite der Unternehmen und die Überziehungskredite der Privathaushalte
zusammen etwa 110 Mrd. €.

2. Geldumlauf/Wirtschaftskreislauf (zur Funktionsweise im Ist-Zustand)
Der Verkauf von Produkten und Dienstleistungen in Deutschland und in das Ausland
(deutscher Export) führt zu Einnahmen der Verkäufer, die daraus ihr Einkommen und das
ihrer Beschäftigten sowie ihre Kosten finanzieren. Zu den zu finanzierenden Kosten gehören
auch die Bezahlung von Transporteuren und Waren/Dienstleistungen (also der Produzenten).
Transporteure und Produzenten sind Inländer und Ausländer (deutscher Import).
Zur Erhaltung der wirtschaftlichen Aktivitäten ist es erforderlich, dass die Einkommen wieder
in vollem Umfang dem Konsum zufließen (Philosophie), sei es durch die Erwerbstätigen
selbst oder durch den Staat, dessen Ausgaben von den Erwerbstätigen/Konsumenten zu
Lasten ihres Eigenverbrauchs finanziert werden. Erwerbstätige, deren Netto-Einkommen ihre
Lebenshaltungskosten übersteigt, sind in der Lage, Rücklagen zu bilden und entziehen
dadurch dem Umlauf und damit der Wirtschaft Kaufvolumen. Auf der anderen Seite führen
Entsparer dem Umlauf Kaufvolumen zu. Im Jahre 2007 beispielsweise betrug das
Sparvolumen 278 Mrd. €
und das Entnahmevolumen 396 Mrd. €, so dass 118 Mrd. €

1 Quelle: Statistisches Bundesamt (Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung 2007), Deutsche
Bundesbank (Sonderveröffentlichungen)
2 Im Jahre 2007 betrug das Kaufvolumen der Privathaushalte 1.375 Mrd. €
für Konsumgüter
und 413 Mrd. €
für Investitionsgüter, zusammen 1.788 Mrd. €. Das Kaufvolumen des Staates
betrug 101 Mrd. €
für Konsumgüter und 33 Mrd. €
für Investitionsgüter, zusammen 134 Mrd.
€. Das Kaufvolumen des Auslandes betrug 1.140 Mrd. €
(Importe des Auslandes) -968 Mrd.

(Exporte des Auslandes) = 172 Mrd. €
(deutscher Exportüberschuss). Gesamtes
Kaufvolumen also 1.788 Mrd. €
+ 133 Mrd. €
+ 172 Mrd. €
= 2.093 Mrd. €.
3 Im Jahre 2007 betrug das Volkseinkommen 1.788 Mrd. €, wovon auf abhängig Beschäftigte

1.180 Mrd. €
(Arbeitnehmerentgelte) und auf nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften 388 Mrd.

sowie auf Selbstständige und Vermögende 220 Mrd. €
entfielen. Das Nationaleinkommen
betrug 1.788 Mrd. €
Volkseinkommen + 305 Mrd. €
Produktionsabgaben und Produktsteuern
(Teileinkommen des Staatshaushalts) = 2.093 Mrd. €.

2

zusätzlich für Konsumzwecke zur Verfügung standen. Unternehmen und Privathaushalte
finanzieren ihre Käufe jedoch nicht nur aus laufenden Einnahmen und Rücklagen, sondern
auch über Kreditaufnahme im Vorgriff auf künftiges Einkommen, aus dem sie ihre
Kreditschulden tilgen. Im Jahre 2007 betrug die Kreditaufnahme Inland 100 Mrd. €
(Kreditaufnahme insgesamt 283 Mrd. €, davon 183 Mrd. €
Ausland), wodurch sich das
Kaufvolumen entsprechend erhöhte. Die Tilgung von Kreditschulden wiederum reduziert das
Kaufvolumen der Kreditnehmer. Das Tilgungsvolumen im Jahre 2007 ist angeblich nicht
statistisch erfasst. Die Abschreibungen sollen sich auf 360 Mrd. €
belaufen haben. Sie
entfallen auf aus Eigen-und Fremdmitteln finanzierte Investitionen. Unterstellt man die
Fremdfinanzierung mit 60% und dass die Tilgungsleistungen den Abschreibungen
entsprechen, so kommt man auf einen Konsumentzug von 216 Mrd. €. Per Saldo ergibt sich
ein zusätzlich verfügbares Kaufvolumen von 283 Mrd. €
-216 Mrd. €
= 67 Mrd. €. Insgesamt
betrug das zusätzlich verfügbare Kaufvolumen 185 Mrd. €. Da 183 Mrd. €
an Krediten ans
Ausland vergeben wurden, glichen sich Kaufvolumenzugang und Kaufvolumenabgang Inland
der Größenordnung nach aus.

3. Geldmenge
3.1 Verfügbares Kaufvolumen (Geldmenge M1) und umlaufende Geldmenge
Die von der Deutschen Bundesbank (Zentralbank) herausgegebene Bargeldmenge und die
Giroguthaben (Sichteinlagen) der Kunden (sog. Nichtbanken) bei den Geschäftsbanken bilden
die Geldmenge M1. Die von der Deutschen Bundesbank herausgegebene Geldmenge belief
sich im Jahre 2011 auf rd. 200 Mrd. €. Am Stichtag … beliefen sich die Giroguthaben auf rd.

1.150 Mrd. €. Die umlaufende Bargeldmenge wurde von der Deutschen Bundesbank auf 10%
geschätzt. Der Rest der herausgegebenen Bargeldmenge wurde im In-und Ausland
gebunkert. Das umlaufende Giroguthaben dürfte bei 1/12 des Volkseinkommens von rd.
1.800 Mrd. €
im Jahr : 12 Monate im Jahr = 150 Mrd. €
gelegen haben. Nicht am Umlauf
nahmen somit 1.150 Mrd. €
-150 Mrd. €
= 1.000 Mrd. €
teil. Der Rest der Giroguthaben ist
entweder auf entnommenes Sparguthaben und/oder nicht als Sparguthaben angelegtes
Giroguthaben zurückzuführen, weil für den Konsum entbehrlich. Die Guthabenbesitzer zogen
es vor, jederzeit Zugriff auf das nicht als Spargeld angelegte Giroguthaben zu haben (Angst
vor Crash, Verfügungsmasse für Spekulationen) oder bessere Zinskonditionen abzuwarten/zu
erpressen.
3.2 Erhöhung und Reduzierung der Giroguthaben
Das Guthaben der Girokontoinhaber (sog. Geschäftsbankengeld) erhöht sich durch die
Einzahlung von Bargeld, durch Zu-Überweisungen/Einziehungsaufträge, durch Entnahmen
aus dem Sparguthaben, durch den Verkauf von Wertpapieren/Geldanlagen und durch
Kreditaufnahme. Es reduziert sich durch Barabhebungen, durch AbÜberweisungen/
Abbuchungsaufträge, durch Rücklagenbildung aufs Sparkonto
(Spareinlagen), durch den Kauf von Wertpapieren/ Geldanlagen und durch die Tilgung von
Kreditschulden.

3.3 Geldmengen M2 und M3
Die Geldmenge M2 umfasst die Geldmenge M1 (Kaufvolumen) + Termineinlagen und
Spareinlagen. Die Geldmenge M3 umfasst die Geldmenge M2 + Bankschuldverschreibungen,
Geldmarktfondsanteile und Reprogeschäfte. Bei den Spareinlagen handelt es sich um

3

Ansprüche der Sparer auf Auszahlung in Form von Bargeld oder durch Erhöhung des
Giroguthabens.

4. Geldvermögen und Geldschulden
Die Geldvermögen umfassen nicht nur das verfügbare Kaufvolumen (Geldmenge M1),
sondern die Geldmenge M3 zuzüglich sonstiger Geldanlagen, die wie das Sparvolumen
Ansprüche auf Kaufvolumen (Erhöhung des Giroguthabens) darstellen.
Geldanlagen in Form von Sparguthaben und Wertpapieren dienen dem in die Zukunft
aufgeschobenen Konsum.

Im Jahre 2007 beliefen sich die Geldvermögen der Privathaushalte, der nichtfinanziellen
Kapitalgesellschaften und des Staates auf 7.917 Mrd. €.

Geldschulden sind ausstehende Tilgungsleistungen für aufgenommene Kredite. Die
Tilgungsleistungen sind aus zukünftigem Einkommen der Kreditnehmer zu erbringen.

Während Privathaushalte und Unternehmen ihre Kreditschulden laufend tilgen, tut der Staat
dies praktisch nicht. Er finanziert einmal aufgenommene Kredite durch Anschlusskredite
(Staatsanleihen).

Im Jahre 2007 beliefen sich die Geldschulden (Verbindlichkeiten) der Privathaushalte, der
nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften und des Staates auf 7.583 Mrd. €.

Damit waren die Geldschulden nahezu so hoch wie die Geldvermögen.

Werden Tilgungsleistungen nicht erbracht und reichen die Erlöse aus dem Verkauf der beim
Kreditnehmer vorhandenen Sicherheiten nicht aus, kommt es zu Verlusten der Banken oder
gar ihrer Kunden als Sparer sowie ihrer Aktionäre. Geldvermögen wird vernichtet.

Wie unter Ziff. 2 dargelegt, ist die Schuldenaufnahme im Umfang des Geldentzugs für den
Konsum zur Erhaltung der wirtschaftlichen Aktivitäten unverzichtbar. Angezeigt ist daher
eine Reduzierung der Spareinlagen, was nach Abschöpfung des überschüssigen
Kaufvolumens durch den Staat ruft.

4.1 Privathaushalte (und Organisationen)
Im Jahre 2007 belief sich das Geldvermögen der Privathaushalte auf 4.564 Mrd. €. Dieses
wird vor allem von Reichen, Versicherungen, Fonds usw. gehalten, aber auch Kleinsparer und
Kleinaktionäre gehören dazu. In den letzten Jahren wuchs das Geldvermögen der
Privathaushalte jährlich um rd. 80 Mrd. €. Der Zuwachs hängt ab von den Spareinlagen (278
Mrd. €
im Jahre 2007), der Verzinsung der Sparguthaben (80 Mrd. €
im Jahre 2007), den
Kapitalerträgen aus Geldanlagen (Zinserträge von Staatsanleihen, Dividendenausschüttungen
an Aktionäre) und den Entnahmen (396 Mrd. €
im Jahre 2007).

Von den Geldvermögen entfielen rd. 50% auf 10% der rd. 40 Mio. Privathaushalte.

Durch die Gewährung von Kapitalerträgen (Zinsen, Dividenden) erzielen die Vermögenden
leistungsloses Einkommen, das von allen Privathaushalten finanziert werden muss und deren
Kaufvolumen reduziert. Von dem (Zins-)System profitieren insbesondere die Großvermögen.

4

Die Schulden der Privathaushalte beliefen sich im Jahre 2007 auf 1.547 Mrd. €. Sie entfielen
auf Privathaushalte mit Einkommen, die Anschaffungen auf Kreditbasis finanzieren können
und nicht warten wollen, bis sie genügend Eigenmittel zusammengespart haben.
Privathaushalte mit niedrigerem Einkommen können sich keinen Kredit leisten oder erhalten
keinen, Privathaushalte mit höherem Einkommen werden keinen Kredit aufnehmen, weil sie
Anschaffungen aus dem laufenden Einkommen und Ersparnissen finanzieren können.

4.2 Unternehmen
Im Jahre 2007 belief sich das Geldvermögen der nicht finanziellen Kapitalgesellschaften auf

2.845 Mrd. €.
Die Schulden der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften beliefen sich im Jahre 2007 auf

4.447 Mrd. €.
4.3 Staat
Im Jahre 2007 belief sich das Geldvermögen des Staates auf 508 Mrd. €.

Die Schulden des Staates beliefen sich im Jahre 2007 auf 1.589 Mrd. €.

Da der Staat Altschulden praktisch nicht tilgt, wächst die Staatsschuld im Umfang der
Neuverschuldung. Dieser sind zwar für die Zukunft durch die sog. Schuldenbremse Grenzen
(0,35% des Bruttoinlandsprodukts) gesetzt, doch wie es das Wort Schuldenbremse zum
Ausdruck bringt, soll weitere Verschuldung nicht unterbunden, sondern lediglich gebremst
werden.

5. Sachvermögen
In Preisen des Jahres 2000 betrug im Jahre 2007 das Brutto-Anlagevermögen (Sachanlagen
und immaterielle Anlagegüter) 11.440 Mrd. €. Davon entfielen auf
Privathaushalte/Organisationen 5.264 Mrd. €, nicht finanzielle Kapitalgesellschaften 4.249
Mrd. €, finanzielle Kapitalgesellschaften4 266 Mrd. €
und Staat 1.661 Mrd. €.

Zur Deckung von Haushaltslöchern wurde in der Vergangenheit Staatsvermögen durch
Privatisierungen veräußert (u. a. Post, Postbank, Fernmeldewesen/Telekommunikation). Auch
weiterhin soll Staatsvermögen veräußert werden (Deutsche Bahn), wenn es nach FDP und
CDU geht. Die anderen Parteien haben anscheinend inzwischen begriffen, dass die
Privatisierung öffentlicher Infrastruktur nur dazu diente, Kapitalanlegern zu Kapitalerträgen
und privaten Unternehmern zu hohem Einkommen zu verhelfen, und zwar zu Lasten der
Einkommen der Beschäftigten, der Allgemeinheit (Erhöhung der Preise, Verschlechterung
des Services) und des Ressourcenverbrauchs und der Umwelt.

6. Finanzierung der Staatsausgaben
Die Staatsausgaben setzen sich zusammen aus laufenden Einnahmen des Staates und aus der
Kreditaufnahme des Staates. Die laufenden Einnahmen des Staates finanzieren sich aus dem

4 Kreditinstitute, Versicherungen, Investmentfonds

5

Nationaleinkommen = Volkseinkommen5 + Produktionsabgaben der Unternehmen + von den
von Privathaushalten, Unternehmen und vom Staat gezahlten Produktsteuern.
Im Jahre 2007 trugen zum Steuer-und Abgabenaufkommen die abhängig Beschäftigten 335
Mrd. €
+195 Mrd. €
Arbeitgeberbeiträge, die Selbstständigen und Vermögenden 152 Mrd. €.
und die nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften 33 Mrd. €, insgesamt 715 Mrd. €
bei.

Insgesamt beliefen sich die laufenden Einnahmen des Staates auf 584 Mrd. €
Steuern6 und
433 Mrd. €
Sozialabgaben7 + 14 Mrd. €
Transferleistungen = 1.031 Mrd. €8 (das sind
aufgerundet 50% des Nationaleinkommens von 2.093 Mrd. €). Die Sozialleistungen
(Arbeitslosengeld 1 und 2, Renten und Pensionen, Kindergeld usw.) wurden aus den
Sozialabgaben (433 Mrd. €) und aus dem Steueraufkommen (166 Mrd. €
Pensionszahlungen
und 35 Mrd. €
Zuschüsse zu den Sozialversicherungen sowie 44 Mrd. €
Sozialbeiträge
Staatsbediensteter) finanziert. Der Rest aus dem Steueraufkommen diente der Finanzierung
der Verwaltung und der Erhaltung der Infrastruktur (168 Mrd. €
Arbeitnehmerentgelte + 101
Mrd. €
„Vorleistungen“), Finanzierung von Investitionen (33 Mrd. €) sowie der Finanzierung
von Subventionen. (28 Mrd. €) und Transferleistungen (36 Mrd. €), u. a. internationale
Zusammenarbeit.

Im Jahre 2007 betrug die Nettokreditaufnahme des Staates 61 Mrd. €. Die Investitionen des
Staates beliefen sich jedoch nur auf 33 Mrd. €. Der Staat (Bund, Bundesländer und
Kommunen) finanzierte somit mehr als seine Investitionen über Kreditaufnahme. Er tilgt die
Altschulden allenfalls minimal (Teil des Bundesbankgewinns), so dass sich seine
Verschuldung am Ende des Jahres 2007 bereits auf rd. 1,6 Bio. €
belief; inzwischen sind es
sogar 2 Bio. €. Die Folge ist eine hohe Zinsbelastung des Staatshaushalts (67 Mrd. €
im Jahre
2007, 61 Mrd. €
im Jahre 2011 wegen gesunkener Kreditzinsen für Anschlusskredite).

5 2007 betrug das Volkseinkommen 1.788 Mrd. €. Es setzte sich aus Arbeitnehmerentgelten

(1.180 Mrd. €), aus Einkommen der Selbstständigen und Vermögenden (220 Mrd. €) sowie
dem Reingewinn der nicht finanziellen Kapitalgesellschafen (388 Mrd. €) zusammen.
6 Das Steueraufkommen setzte sich zusammen aus 269 Mrd. €
Lohn-/Einkommensteuer (171
Mrd. €
abhängig Beschäftigte, 49 Mrd. €
Selbstständige und Vermögende, 33 Mrd. €
finanzielle Kapitalgesellschaften, 6 Mrd. €
Ausland) + 55 Mrd. €
Produktionsabgaben + 166
Mrd. €
MwSt + 14 Mrd. €
Importabgaben + 72 Mrd. €
sonstige Gütersteuern + 8 Mrd. €
sonstige direkte Steuern und Abgaben = 584 Mrd. €. In der Diskussion um die Erhöhung des
Spitzensteuersatzes von 42% wird zwar immer wieder darauf hingewiesen, dass Gut-und
Besser-Verdiener bereits 50% zum Einkommensteueraufkommen beitragen. Doch spielt die
Einkommensteuer zur Finanzierung des Staatshaushalts selbst keine so große Rolle wie
beispielsweise die Sozialabgaben. Von diesen sind Gut-und Besserverdiener befreit und
müssen selbst Vorsorge treffen. Tun sie es nicht in ausreichendem Maße, können auch sie
zum Sozialfall werden, ohne in die Sozialkassen eingezahlt zu haben.
7 Die Sozialabgaben setzten sich zusammen aus 148 Mrd. €
Arbeitnehmerbeiträge + 159 Mrd.

Arbeitgeberbeiträge + 68 Mrd. €
Sozialabgaben Selbstständige und Vermögende + 33 Mrd.

aus privaten Versicherungsverhältnissen + 25 Mrd. €
Sozialabgaben Privathaushalte = 433
Mrd. €.
8 Darüber hinaus zahlen Bürger an den Staat Gebühren, u. a. Rundfunk-und Fernsehgebühren
(10 Mrd.€), Gerichtsgebühren und usw.

6

7. Einkommen der Erwerbstätigen, der Nicht-Erwerbstätigen und der Privathaushalte
7.1 Einkommen der Erwerbstätigen
Im Jahre 2007 betrug die Zahl der Erwerbstätigen rd. 40 Mio., davon rd. 4 Mio.
Unternehmer/Selbstständige und 36 Mio. abhängig Beschäftigte (Arbeitnehmer). Das
Bruttovolumen an Einkommen belief sich auf 1.400 Mrd. €, davon 1.180 Mrd. €
Arbeitnehmerentgelte und 220 Mrd. €
Bruttovolumen der Einkommen der Selbstständigen
und Vermögenden. Das Bruttovolumen der Arbeitnehmereinkommen betrug 921 Mrd. €, das
Nettovolumen der Arbeitnehmereinkommen 602 Mrd. €. Die Abzüge zur Finanzierung des
Staates betrugen 319 Mrd. €
oder 35%; gemessen an den Arbeitsentgelten (1.180 Mrd. €)
betrugen die Abzüge einschl. Arbeitgeberanteil 1.180 Mrd. €
-602 Mrd. €
= 578 Mrd. €
oder
= 49% Das Arbeitnehmereinkommen umfasst auch die Einkommen der Manager. Ihre
Einkommen erhöhten sich in den Vorjahren jeweils erheblich durch Gehaltssteigerungen und
Beteiligungen, während die Einkommen der übrigen abhängig Beschäftigten nur gering
stiegen sind oder stagnierten. Erheblich erhöhten sich in den Vorjahren auch die Einkommen
der Selbstständigen und Vermögenden.

7.2 Einkommen der Nicht-Erwerbstätigen
Im Jahre 2007 (Dezember) betrug die Zahl der Nicht-Erwerbstätigen rd. 42 Mio., darunter, …
Kinder bis zur Einschulung (… Kinder zu Hause, … Kinder im Kindergarten), … Schüler, …
Studenten, … Auszubildende, 3,406 Mio. Arbeitslose9 und … Sozialhilfeempfänger10 , …
Ruheständler (… Rentner, … Pensionäre, … Hinterbliebene).

Die Nicht-Erwerbstätigen werden aus dem erarbeiteten Einkommen der Erwerbstätigen über
den Staatshaushalt mit-oder vollständig finanziert.

9 Inzwischen sogar nur rd. 3 Mio. Arbeitslose. Ursache des Rückgangs an
Erwerbsarbeitsuchenden trotz Konjunkturdelle durch die Bankenkrise 2008/2009 (der durch
Konjunkturprogramme begegnet wurde) war das Kaufinteresse des Auslandes wegen des
günstigen Dollarkurses und weil deutsche Produkte auf Grund ihrer Qualität usw. bevorzugt
gekauft werden. Ferner trugen zu den für das Ausland günstigen Preisen die minimalen
Lohn-/Gehaltssteigerungen der produktiven Kräfte bei. Aber auch den Preis drückende
Auswirkungen der Agenda 2010 sind nicht von der Hand zu weisen (Kosteneinsparung zu
Lasten der Beschäftigten durch Abschichtung in den Niedriglohnsektor, Beschäftigung von
Mini-Jobbern, Ausweitung der Leiharbeit). Mittlerweile beträgt die Zahl der geringfügig
Beschäftigten mehr als 7,15 Mio. (Beschäftigte im Niedriglohnsektor und in 450-€-Jobs, bis
31.12.2012 400-€-Jobs). Der Umfang der bezahlten Arbeit hat sich kaum verändert, wohl aber
die Verteilung auf mehr Beschäftigte, wobei mehr und mehr ihr Einkommen durch den Staat
aufgestockt bekommen, weil sie ihren Lebensunterhalt nicht aus ihrem Einkommen
finanzieren können. Somit hat die Agenda 2010 zur Reduzierung der Arbeitslosenzahl aber
auch zur Ausweitung der Verarmung beigetragen.

10 In der amtlichen Arbeitslosen-Statistik sind nicht erfasst Erwerbsarbeitsuchende, die sich in
Qualifizierungsmaßnahmen befinden, 1-€-Jobber und nicht gemeldete
Erwerbsarbeitsuchende. Die Zahl der ALG-I-Empfänger betrug 0,930 Mio., der ALG-II-
Empfänger 5,086 Mio. und der Empfänger von Sozialgeld 1,913 Mio., zusammen 7,929 Mio.

7

Das Einkommen der Nicht-Erwerbstätigen stieg ähnlich wie das Einkommen der Masse der
Erwerbstätigen kaum.

7.3 Einkommen der Privathaushalte
Im Jahre 2007 gab es 39,7 Mio. Privathaushalte, davon … 1 Personen-Haushalte
(Alleinstehende), … 2 Personen-Haushalte (Ehepaare ohne Kinder) und … Mehrpersonen-
Haushalte (Alleinerziehende mit Kindern, Ehepaare mit Kindern).

An Einkommen verfügten11
4,4 Mio. Privathauhalte über 0 €
bis 700 €
pro Monat (relative Armut),
9,9 Mio. Privathaushalte über 700 €
bis1.400 €
pro Monat (prekärer Wohlstand),
9,9 Mio. Privathaushalte über 1.400 €
bis 2.100 €pro Monat (untere bis mittlere Eink.),
6,4 Mio. Privathaushalte über 2.100 €
bis 2.750 €pro Monat (mittlere bis gehobene Eink.),
4,0 Mio. Privathaushalte über 2.750 €
bis 3.300 €pro Monat (gehobene Einkommen),
2,6 Mio. Privathaushalte über 3.300 €
bis 4.500 €pro Monat (relativer Wohlstand),
1,3 Mio. Privathaushalte über 4.500 €
bis 5.500 €pro Monat (hoher Wohlstand),
1,2 Mio. Privathaushalte über 5.500 €
bis 69.000 €
pro Monat (hoher Wohlstand+).

Um Rücklagen bilden zu können (zu sparen), muss das heutige Einkommen vergleichsweise
über 25.000 €
im Jahr liegen (rd. 2.100 €
pro Monat betragen), offenbar bezogen auf einen 2Personen-
Haushalt.

Wegen der steigenden Kosten und allenfalls gering steigenden Einkommen geraten immer
mehr Privathaushalte in Armut.

Privathaushalte, die verschuldet sind, geraten im Falle des Verlustes von Erwerbseinkommen
schnell in die Insolvenz.

8. Einkommen der nicht-finanziellen Kapitalgesellschaften
Für das Jahr 2007 erzielten die nicht-finanziellen Kapitalgesellschaften einen Reingewinn von
388 Mrd. €. Der Reingewinn stieg gegenüber dem Vorjahr um 11%.

9. Bruttoinlandsprodukt (BIP), früher Bruttosozialprodukt (BSP)
Das BIP gibt den Wert der vom Endverbraucher innerhalb eins Jahres konsumierten Waren
und Dienstleistungen bzw. die Höhe der erwirtschafteten Einkommen an. Im Jahre 2007
betrug das BIP 2.428 Mrd. €. Davon entfielen auf den Staat 435 Mrd. €
Konsum + 33 Mrd. €
Investitionen = 468 Mrd. €, auf die Privathaushalte 1.375 Mrd. €
Konsum + 152 Mrd. €
Investitionen = 1.527 Mrd. €, auf Kapitalgesellschaften 261 Mrd. €
und auf das Ausland 172
Mrd. €.

Anmerkung:
Das BIP ist eine zweifelhafte Größe, da es auch überflüssige und schädliche Leistungen sowie
qualitativ schlechte Leistungen umfasst (Stichwort Wegwerfgesellschaft).

11 Quelle: Mikrozensus

8

10. Das Bankensystem (Funktionsweise im Ist-Zustand)
10.1 Allgemeines
Das Bankensystem umfasst die Europäische Zentralbank (EZB), die Deutsche Bundesbank
(DBB) und die Geschäftsbanken, von denen einige das Investmentgeschäft betreiben
(Investmentbanken). Zu den Geschäftsbanken gehören neben den Privatbanken die
kommunalen Sparkassen und Landesbanken (Dach der Sparkassen) sowie die
Genossenschaftsbanken (Volks-und Raiffeisenbanken usw.).

Die EZB legt im Euro-Raum die Zinssätze fest, zu denen sich die Geschäftsbanken mit
Bargeld versorgen können. Ferner legt die EZB den v. H.-Satz der Mindestreserve12 fest,
über die Geschäftsbanken an Zentralbankguthaben verfügen müssen. Der werktägliche Saldo
aus dem Giroverkehr der Geschäftsbank muss durch Zentralbankgeld gedeckt sein.

Die DBB versorgt die Geschäftsbanken mit Bargeld.

Die Geschäftsbanken
-nehmen Bareinzahlungen an und leisten Bargeldauszahlungen,
-führen die Girokonten ihrer Kunden (wickeln den Giroverkehr ihrer Kunden ab),
-führen die Sparkonten ihrer Kunden (nehmen Spareinlagen entgegen und zahlen

Abhebungen vom Sparkonto aus),
-führen die Kreditkonten ihrer Kunden (vergeben Kredite und buchen die Tilgungsbeträge

von der zu Buche stehenden Schuldsumme ab),
-kaufen und verkaufen Wertpapiere auf eigene Rechnung sowie im Auftrag ihrer Kunden

(Provisionsgeschäft).

Wer bei einer Bank ein Girokonto und/oder ein Sparkonto unterhält, vertraut der Bank Giro-
und oder Sparguthaben an. Geht die Bank pleite, sind auch die Guthaben, zumindest zum
Teil, futsch, wobei der Kunde nur in Grenzen Ersatz aus dem Fonds für allgemeine
Bankrisiken (Einlagen-Sicherungsfonds) zu erwarten hat.

Für Spareinlagen gewähren die Banken Zinsen, die am Jahresende dem Sparer gutgeschrieben
werden. Sofern die Zinsen dem Sparkonto gut gebracht werden oder vom Girokonto auf das
Sparkonto transferiert werden, wächst das Sparguthaben durch Spareinlagen und Zinsertrag.
Entnahmen vom Sparkonto reduzieren das Sparguthaben. Zinserträge sind steuerpflichtig. Die
Kapitalertragsteuer wird von den Banken als Abschlagsteuer13 einbehalten und von ihnen
direkt an das Finanzamt abgeführt. Der Sparer erhält von der Bank eine entsprechende
Bescheinigung zur Verwendung bei seiner Erklärung der Kapitaleinkünfte im Rahmen der
Einkommensteuererklärung. Das für den Sparer zuständige Finanzamt erhält von der Bank
des Sparers eine Mitteilung über die bei ihr erzielten Kapitaleinkünfte des Sparers.
Die dem Sparer zugesicherte Verzinsung muss von der Bank erwirtschaftet werden. Dies
gelingt ihr dadurch, dass sie Kredite vergibt und/oder Wertpapiere kauft und dafür
Kreditzinsen, Zinsen aus Staatsanleihen oder Dividenden aus Aktien erhält. Je höher das bei
der Bank angelegte Sparvolumen und je höher die zugesagten Guthabenzinsen, desto
umfangreicher müssen die Aktivitäten der Bank sein. Weitere Einnahmen erzielen die Banken

12 z. Zt. 1%
13 Im Jahre 2007 betrug die (Zins-)Abschlagsteuer 25%. Ferner wurden davon 5,5%
Solidaritätszuschlag erhoben.

9

aus dem Provisionsgeschäft, indem sie sich die Aufträge ihrer Kunden zum Kauf und Verkauf
von Wertpapieren vergüten lassen.

Gewährt die Bank einen (Investitions-) Kredit, hat der Kreditnehmer an die Bank
Kreditzinsen zu zahlen und Tilgungsleistungen zu erbringen, und zwar den sog, Kapitaldienst,
der Zinsen und Tilgung umfasst, in vertraglich festgelegter Höhe, zu vertraglich festgelegten
Terminen und das innerhalb einer vertraglich festgelegten Zeit (Kreditlaufzeit). Die
Kreditzinsen werden nicht nur einmalig auf die aufgenommene Kreditsumme erhoben,
sondern jeweils auf die vor der nächsten Tilgung bestehende Schuldsumme, die sich aus der
ausstehenden Tilgungssumme und den fällig gewordenen Zinsen zusammensetzt, so dass mit
zunehmender Tilgungsdauer die Summe der gezahlten Kreditzinsen wächst. Die fälligen
Zinsen werden vom Kreditnehmer im Rahmen seines Kapitaldienstes (Zinsen +
Abschreibung) geleistet. Da zum jeweils festgelegten Termin die Höhe der angefallenen
Kreditzinsen der Schuldsumme zugeschlagen wird und davon der Kapitaldienst in Abzug
gebracht wird, reduziert sich die Kreditschuld zunächst nur sehr langsam14 .
Gewährt die Bank einen Überziehungskredit/Kontokorrentkredit und wird dieser in Anspruch
genommen, so steht im eigenen Geschäftsbereich der Girokontoüberziehung ein

14 Bei einem Kredit von 10.000 €, der über 5 Jahre an die Bank zurückzuzahlen ist, beträgt der
jährliche Kapitaldienst bei einem Kreditzinssatz von 5% pro Jahr: 10.000 €
x 0,2310/Jahr
(sog. Kapitalwiedergewinnungsfaktor) = 2.310 €
pro Jahr.
Die Schuldsumme von 10.000 €
erhöht sich durch die fälligen Kreditzinsen von 10.000 €
x
5% = 500 €
auf 10.500 €. Davon gehen bei der Zahlung des 1. Kapitaldienstes 2.310 €
ab, so
dass als Restschuld 8.190 €
verbleiben. Der im 1. geleisteten Kapitaldienst enthaltene
Tilgungsbetrag beträgt 2.310 €
-500 €
= 1.810 €. Die Restschuld von 8.190 €
erhöht sich vor
Zahlung des 2. Kapitaldienstes um die fälligen Kreditzinsen in Höhe von von 8.190 €
x 5% =
410 €
auf 8.600 €. Davon gehen bei der Zahlung des 2. Kapitaldienstes 2.310 €
ab, so dass als
Restschuld 6.290 €
verbleiben. Der im 2. geleisteten Kapitaldienst enthaltene Tilgungsbetrag
beträgt 2.310 €
-410 €
= 1.900 €. Die Restschuld von 6.290 €
erhöht sich vor Zahlung des 3.
Kapitaldienstes um die fälligen Kreditzinsen in Höhe von 6.290 €
x 5% = 315 €
auf 6.605 €.
Davon gehen bei der Zahlung des 3. Kapitaldienstes 2.310 €
ab, so dass als Restschuld 4.295

verbleiben. Der im 3. geleisteten Kapitaldienst enthaltene Tilgungsbetrag beträgt 2.310 €
315

= 1.995 €. Die Restschuld von 4.295 €
erhöht sich vor Zahlung des 4. Kapitaldienstes
um die fälligen Kreditzinsen in Höhe von 4.295 €x 5% = 215 €
auf 4.510 €. Davon gehen bei
der Zahlung des 4. Kapitaldienstes 2.310 €
ab, so dass als Restschuld 2.200 €
verbleiben. Der
im 4. geleisteten Kapitaldienst enthaltene Tilgungsbetrag beträgt 2.310 €
-215 €
= 2.095 €.
Die Restschuld von 2.095 €
erhöht sich vor Zahlung des 5. Kapitaldienstes um die fälligen
Kreditzinsen in Höhe von 2.095 €
x 5% = 110 €
auf 2.310 €. Davon gehen bei der Zahlung
des 5. Kapitaldienstes 2.310 €
ab, so dass als Restschuld 0 €
verbleiben. Der im 5. geleisteten
Kapitaldienst enthaltene Tilgungsbetrag beträgt 2.310 €
-110 €
= 2.200 €. Insgesamt wurden
also Kreditzinsen in Höhe von 500 €
+ 410 €
+ 315 €
+ 215 €
+ 110 €
= 1.550 €
gezahlt, das
sind 15,5% der aufgenommenen Kreditsumme. Bei langen Kreditlaufzeiten, z. B.
Baufinanzierungen (30 Jahre) betragen die gezahlten Kreditzinsen bis zu 80%. Während der
im Kapitaldienst enthaltene Zinsanteil mit jeder Zahlungsrate abnimmt, nimmt der
Tilgungsanteil zu: 1.810 €
+ 1.900 €
+ 1.995 €
+ 2.095 €
+ 2.200 €
= 10.000 €. Der
Tilgungsanteil ist anfangs relativ gering und, weil er erst mit der Zeit wächst, steht bei
Zahlungsunfähigkeit des Kreditnehmers vor Ablauf der Kreditlaufzeit mitunter noch eine
hohe Kreditschuld zu Buche, die bei Immobilien zur Veräußerung, sogar zur
Zwangsvollstreckung führt. Derartige Berechnungen werden zweckmäßigerweise in einer
Excel-Tabelle dargestellt, was den Durchblick erheblich erleichtert.

10

Girokontozugang gegenüber, wodurch sich die Verbindlichkeiten der Bank (Passivseite der
Bankbilanz) gegenüber ihren Kunden nicht ändern. Bei Kontoüberziehung durch
Überweisung in den Geschäftsbereich einer anderen Bank steht dem Giroguthabenabzug bei
der überweisenden Bank ein entsprechender Giroguthabenzugang beim Empfänger der
empfangenden Bank gegenüber. Die Verbindlichkeiten der Bank A gegenüber ihren Kunden
sind reduziert und die Verbindlichkeiten der Bank B gegenüber ihren Kunden sind erhöht.
Damit sich diese Veränderungen nicht in einer Abnahme des Eigenkapitals der Bank A und
nicht in der Zunahme des Eigenkapitals der Bank B niederschlagen, erhöhen sich
entsprechend die Verbindlichkeiten der Bank A gegenüber der Bank B und die Forderungen
der Bank B gegenüber der Bank A. Beider Bilanzen sind dann ausgeglichen. Da beide Banken
im Laufe eines Tages bilaterale Zu-und Abflüsse haben, werden über das Saldenkonto
arbeitstäglich der bilaterale Salden-Überschuss bzw. das bilaterale Saldendefizit sowie der
Gesamtsaldo festgestellt. Der Gesamtsaldo geht dann als Verbindlichkeit gegenüber anderen
Banken oder als Forderung gegenüber anderen Banken in die Bankbilanz ein. Die
Verbindlichkeiten und Forderungen gegenüber Banken stellen Schulden bzw. Ansprüche aufÜberweisung von Zentralbankgeld dar. Durch Überweisung von Zentralbankgeld werden
Schulden bzw. Forderungen reduziert und die Bankbilanz dadurch ausgeglichen.

10.2 Zu den Buchungsvorgängen und der Buchführung bei den Banken
a) Barverkehr

aa) Einzahlung von Bargeld durch den Bankkunden zur Gutschrift auf das Giro-und
oder Sparkonto des Kunden

Die Bank bucht für den eingezahlten Bargeldbetrag einen Zugang an Giroguthaben auf dem
Girokonto bzw. auf dem Sparkonto des Kunden, so dass sich dessen Giroguthaben oder
Sparguthaben entsprechend erhöht. Die Bank hat durch die Bareinzahlung des Kunden einen
höheren Barbestand (Aktiva der Bank ist erhöht) und eine höhere Verbindlichkeit gegenüber
dem Kunden durch dessen erhöhtes Giro-oder Sparguthaben (Passiva der Bank ist erhöht). Es
handelt sich aus der Sicht des Kunden um einen Tausch von Bargeld in Giroguthaben oder
Sparguthaben. Die Erhöhung des Giroguthabens durch Bareinzahlung bezeichnet die
Deutsche Bundesbank als passive (Buch-)Geldschöpfung. Die Einzahlung von Bargeld zur
Anlage als Spargeld führt zunächst zur Erhöhung des Giroguthabens und dessen Abbuchung
zur Erhöhung des Sparguthabens. Die Reduzierung des Giroguthabens zu Gunsten des
Sparkontos bezeichnet die Deutsche Bundesbank als passive Geldvernichtung. Bei der
Bargeldeinzahlung aufs Sparkonto kommt es also zu einer passiven Geldschöpfung und
gleichzeitig zu einer passiven Geldvernichtung, die sich gegenseitig aufheben. Die
Einzahlung von Bargeld durch den Kunden führt bei der Bank zu einer Bilanzverlängerung,
da sie einen Zugang an Bargeldvolumen (Barbestand und damit Aktiva der Bankbilanz ist
erhöht) und einen Zugang an Verbindlichkeiten gegenüber dem Kunden zu verzeichnen hat
(Giroguthaben ist erhöht oder Sparguthaben ist erhöht).

ab) Auszahlung von Bargeld an den Kunden durch Lastschrift vom Giro-oder
Sparkonto des Kunden

Die Bank bucht den in Bargeld ausgezahlten Betrag vom Giro-oder Sparkonto des Kunden
ab, so dass sich dessen Guthaben bei der Bank reduziert. Die Bank hat durch die
Barauszahlung an den Kunden über den Schalter oder Geldautomat einen niedrigeren
Barbestand (Aktiva der Bank ist reduziert) und eine niedrigere Verbindlichkeit gegenüber

11

dem Kunden durch dessen reduziertes Giro-oder Sparguthaben (Passiva der Bank ist
reduziert). Es handelt sich aus der Sicht des Kunden um einen Tausch von Giroguthaben oder
Sparguthaben in Bargeld. Die Reduzierung des Giroguthabens durch Bargeldauszahlung
bezeichnet die Deutsche Bundesbank als passive (Buch-)Geldvernichtung. Im Falle der
Auszahlung von Bargeld aus dem Sparguthaben kommt es zunächst zu einer Erhöhung des
Giroguthabens durch passive Geldschöpfung und anschließend durch Abbuchung des
Giroguthabens zum Zwecke der Bargeldauszahlung zur Geldvernichtung, wobei sich
Geldschöpfung und Geldvernichtung gegenseitig aufheben. Die Auszahlung von Bargeld an
den Kunden führt bei der Bank zur Bilanzverkürzung.

b) Unbarverkehr/Überweisungsverkehr (Giroverkehr)

ba) Nationaler Giroverkehr, der Kunde überweist Giroguthaben auf das Girokonto
eines Kunden im Geschäftsbereich der eigenen Bank oder auf das Girokonto eines
Kunden bei einer anderen Bank

Der nationale Giroverkehr wird innerhalb des Geschäftsbereichs einer Bank (überweisenderKunde und der den Überweisungsbetrag empfangende Kunde haben jeweils ein Girokonto bei
ein und derselben Bank) oder zwischen zwei Geschäftsbanken abgewickelt (überweisender
Kunde hat ein Girokonto bei der einen Bank, der den Überweisungsbetrag empfangende
Kunde hat ein Girokonto bei einer anderen Bank).

Der Geldtransfer oder die Geldübertragung von Kundenkonto zu Kundenkonto im eigenen
Geschäftsbereich (baa) erfolgt durch Abbuchung von Giroguthaben (Buchgeld als
Geschäftsbankengeld/Giralgeld) beim überweisenden Kunden und durch Zubuchung von
Giroguthaben beim empfangenden Kunden.

Der Geldtransfer von einem Kundenkonto bei der einen Bank zu einem Kundenkonto bei
einer anderen Bank erfolgt innerhalb der Banken in Geschäftsbankengeld (Abbuchung von
Giroguthaben vom Konto eines Kunden der einen Bank und Gutbuchung von Giroguthaben
auf dem Konto eines Kunden bei der anderen Bank) und zwischen den Banken in
Zentralbankgeld als sog. Interbankengeld, denn wegen der getrennten Umläufe15 von
Zentralbankgeld im Verkehr zwischen Deutscher Bundesbank und den Geschäftsbanken
sowie Geschäftsbankengeld im Verkehr zwischen den Geschäftsbanken und ihren Kunden istim Überweisungsverkehr zwischen den Kunden der einen Geschäftsbank und den Kunden der
anderen Geschäftsbanken das Überweisungsvolumen durch Zentralbankgeld zu unterlegen
(sog. Refinanzierung). Die Banken buchen die abgehenden und zugehenden
Überweisungsbeträge in einem sog. Saldenkonto. Abgehende Überweisungsbeträge stellen
bei der einen Bank einen Geldabfluss/Geldabgang dar und bei den empfangenden Banken
einen Geldzufluss/Geldzugang dar, und zwar gedacht als Interbankengeld. Bei
Buchungsschluss stellt jede Bank ihren Saldo gegenüber den anderen Banken und den

15 Der Geldverkehr zwischen Deutscher Bundesbank und den Geschäftsbanken wird in
Zentralbankgeld abgewickelt, und zwar in Bargeld oder Buchgeld (Zentralbankguthaben).
Der Geldverkehr zwischen den Geschäftsbanken wird ebenfalls in Zentralbankgeld
abgewickelt, und zwar ebenfalls in Zentralbankgeld (das hier als Interbankengeld bezeichnet
wird) oder Bargeld.
Der Geldverkehr zwischen Geschäftsbanken und ihren Kunden wird in Buchgeld
(Giroguthaben/Giralgeld = Geschäftsbankengeld) oder Bargeld abgewickelt.

12

Gesamtsaldo fest. Der Saldo gibt an, in welchem Umfang die Bank gegenüber welchen
Banken einen höheren und niedrigeren Geldzufluss hatte und in welchem Umfang sie
insgesamt einen Geldzufluss oder einen Geldabfluss an Interbankengeld/Zentralbankgeld
hatte.

baa) Der Kunde überweist Giroguthaben auf das Girokonto eines Kunden im
Geschäftsbereich der eigenen Bank

Die Bank bucht den zu überweisenden Betrag vom Girokonto des Kunden ab und dem
Girokonto des Kunden im eigenen Geschäftsbereich zu. Dadurch reduziert sich das
Giroguthaben des einen Kunden und erhöht sich das Giroguthaben des anderen Kunden
(Empfängers). Die Verbindlichkeiten der Bank (Passiva) gegenüber dem 1. Kunden sind
reduziert, gegenüber dem 2. Kunden in gleichem Maße erhöht. Insgesamt hat sich an den
Verbindlichkeiten der Bank gegenüber ihren Kunden nichts geändert.

bab) Der Kunde überweist Giroguthaben auf das Girokonto eines Kunden bei einer
anderen Bank

Die Bank bucht den zu überweisenden Betrag vom Girokonto des Kunden ab und nimmt den
Betrag in ihr Saldenkonto als Abgang (Geldausgang) auf. Die andere Bank nimmt den ihr
zugehenden Betrag in ihr Saldenkonto als Zugang (Geldeingang) auf und bucht demEmpfänger den Überweisungsbetrag auf dem Girokonto gut.

Das Girokonto des überweisenden Kunden ist um den Überweisungsbetrag reduziert. Damit
sind die Verbindlichkeiten der Bank (Passivseite der Bankbilanz) gegenüber dem
überweisenden Kunden ebenfalls reduziert. Der im Saldenkonto der Bank dokumentierte
Abfluss an Interbankengeld stellt eine Verbindlichkeit der überweisenden Bank gegenüber der
empfangenden Bank dar und führt zu einer Reduzierung des Zentralbankgeldguthabens derBank (Aktivseite der Bankbilanz), wenn die Verbindlichkeit durch Überweisung von
Zentralbankgeld an die empfangende Bank ausgeglichen wird.

Der Ausgleich des Saldenkontos kann durch entsprechende Buchungen bei Buchungsschluss
über das Zentralbankkonto vorgenommen. Verfügt die überweisende Bank nicht über
ausreichendes Zentralbankguthaben, muss sie ihr Zentralbankkonto durch Kreditaufnahme bei
der Deutschen Bundesbank entsprechend verstärken (Zentralbankguthaben/Aktiva in der
Bankbilanz wird erhöht, Verbindlichkeiten der Bank gegenüber der Deutschen Bundesbank
(Passiva wird erhöht). Die erhöhten Verbindlichkeiten der Geschäftsbank gegenüber der
Deutschen Bundesbank sind Forderungen der Deutschen Bundesbank gegenüber der
Geschäftsbank (Aktivseite der Bilanz der Deutschen Bundesbank ist erhöht). Der Abfluss von
Zentralbankgeld von der Deutschen Bundesbank an die Geschäftsbank erhöht deren
Zentralbankguthaben (Aktiva der Geschäftsbank) und damit die Verbindlichkeiten der
Deutschen Bundesbank (Passiva).

Werden die Verbindlichkeiten/Forderungen gegenüber anderen Banken über die Konten bei
der Zentralbank ausgeglichen, bekommt die eine Bank ihr Zentralbankguthaben durch die
Deutsche Bundesbank reduziert und die andere Bank ihr Zentralbankguthaben durch die
Deutsche Bundesbank erhöht. Die Erhöhung des Zentralbankguthabens der einen
Geschäftsbank erhöht die Verbindlichkeiten der Deutschen Bundesbank gegenüber dieser
Geschäftsbank (Passivseite der Bankbilanz der Deutschen Bundesbank), die Reduzierung des
Zentralbankguthabens der anderen Geschäftsbank reduziert die Verbindlichkeiten der

13

Deutschen Bundesbank gegenüber der anderen Geschäftsbank. Insgesamt sind die
Verbindlichkeiten der Deutschen Bundesbank gegenüber den Geschäftsbanken unverändert.

Erfolgt der Ausgleich über die Zentralbankkonten nicht, weist die Bankbilanz jeweils
Verbindlichkeiten oder Forderungen gegenüber den anderen Banken aus. Die Forderung
gegenüber den anderen Banken entspricht gewährtem Kredit (verliehenes Geld), die
Verbindlichkeit gegenüber anderen Banken entsprechender Kreditaufnahme (ausgeliehenes
Geld). Die Bank, die Kredit gewährt oder eine Kreditforderung hat, erhält von der Kredit
nehmenden Bank Zinsen bzw. die Kredit erhaltene Bank zahlt für die Kreditaufnahme an die
Kredit gewährende Bank Zinsen.

Hat eine Geschäftsbank entbehrliches Zentralbankguthaben, so liefert sie dieses an die
Deutsche Bundesbank ab. Die Deutsche Bundesbank bucht der Geschäftsbank
Zentralbankguthaben ab (Aktivseite der Bilanz der Geschäftsbank ist reduziert) und reduziert
das Schuldkonto (Verbindlichkeiten der Geschäftsbank, Passivseite der Bilanz der
Geschäftsbank). Das Zentralbankguthaben der Geschäftsbank ist eine Verbindlichkeit der
Deutschen Bundesbank gegenüber der Geschäftsbank (Passivseite der Bilanz der Deutschen
Bundesbank ist reduziert). Die reduzierten Verbindlichkeiten der Geschäftsbank gegenüber
der Deutschen Bundesbank entsprechen reduzierten Forderungen der Deutschen Bundesbank
gegenüber der Geschäftsbank (Aktivseite der Bilanz der Deutschen Bundesbank ist reduziert).

bb) Der Kunde erhält Giroguthaben von einem Kunden aus dem Geschäftsbereich der
eigenen Bank oder von einer anderen Bank

Siehe baa) und bab) aus umgekehrter Sicht.

bb) Internationaler Giroverkehr innerhalb des Euroraumes, der Kunde überweist
Giroguthaben auf das Girokonto eines Kunden in einem anderen Euro-Land

Bei einer Überweisung an einen Kunden in einem Euro-Land reduziert die Deutsche
Bundesbank das Zentralbankguthaben der deutschen Geschäftsbank (Aktivseite der Bilanz
der deutschen Geschäftsbank und Passivseite der deutschen Geschäftsbank sind reduziert).
Die EZB reduziert das Guthaben der Deutschen Bundesbank und erhöht das Guthaben der
ausländischen Zentralbank. Die ausländische Zentralbank hat zusätzliches Guthaben und
erhöht der Geschäftsbank, bei welcher der Empfänger der Überweisung ein Girokonto hat,
das Zentralbankguthaben. Die Geschäftsbank erhöht das Giroguthaben des Empfängers der
Geldüberweisung.

Durch die Ab-Überweisungen ins Ausland und die Zu-Überweisungen aus dem Ausland
ergeben sich bei der Deutschen Bundesbank Salden gegenüber den ausländischen
Zentralbanken. Im Überweisungsverkehr mit Griechenland hat die Deutsche Bundesbank
sicherlich höhere Geldzuflüsse als Geldabflüsse (vermutlich gegenüber allen, zumindest den
meisten Euroländern) aufgrund des hohen deutschen Exports in diese Länder und des
vermutlich relativ geringen Imports aus diesen Ländern. Dies bedeutet aber nicht, dass die
anderen Euro-Länder bei der Deutschen Bundesbank entsprechend Schulden haben, wie es
der Bayerische Steuerzahlerbund kolportiert und dafür TARGET216verantwortlich macht.
TARGET2 funktioniert im Bereich der EZB und den angeschlossenen Zentralbanken der
Euro-Länder wie das Saldenkonto der inländischen Geschäftsbanken, über das der Saldo aus

16 Trans-European Automated Real-time Gross Settlement Express Transfer

14

Buchgeld-Abflüssen (= Verbindlichkeiten gegenüber anderen Banken und damit Passiva in
der Bankbilanz) und aus Buchgeld-Zuflüssen (= Forderungen gegenüber anderen Banken und
damit Aktiva in der Bankbilanz) verschiedener Banken für die Bankbilanz ermittelt und in
Zentralbankgeld ausgeglichen werden. Es handelt sich also lediglich um ein
Verrechnungssystem zwischen den Zentralbanken der Euro-Länder über die EZB.

Wenn die Griechen für in Deutschland gekaufte Waren mehr Euro bezahlen als sie für von
Deutschland in Griechenland gekaufte Waren erhalten, führt dies nicht zur Verschuldung der
Griechen gegenüber Deutschland, sondern im Gegenteil zu einem Beitrag der Griechen zum
deutschen Volkseinkommen/Nationaleinkommen.

c) Sparen (Spareinlagen) und Entsparen (Entnahmen aus dem Sparguthaben) durch
den Bankkunden

ca) Sparen

Beim Sparen zahlt der Sparer Bargeld bei der Bank ein oder erteilt den Auftrag, Giroguthaben
in Sparguthaben „anzulegen/umzuwandeln“. Die Bank bucht den in bar eingezahlten Betrag
dem Sparkonto des Sparers gut bzw. Giroguthaben ab und entsprechend Sparguthaben zu. Im
Falle der Einzahlung von Bargeld erhöht sich der Bargeldbestand der Bank (Aktiva der Bank)
und die Verbindlichkeit der Bank gegenüber dem Kunden durch Erhöhung des Sparguthabens
(Passiva der Bank). Im Falle der Anlage von Giroguthaben als Sparguthaben reduziert sich
die Verbindlichkeit der Bank gegenüber dem Kunden an Giroguthaben (Passiva der Bank)
und erhöht sich die Verbindlichkeit der Bank gegenüber dem Kunden an Sparguthaben
(Passiva der Bank). Insgesamt ändern sich also dadurch die Verbindlichkeiten der Bank
gegenüber dem Kunden nicht. Aus der Sicht der Bankkunden erfolgt im Falle von
Spareinlagen eine Geldverschiebung zum Sparkonto. Die Deutsche Bundesbank bezeichnet
die Abbuchung von Giroguthaben zu Gunsten des Sparkontos als passive Geldvernichtung.
Im Umfang des Neu-Sparvolumens ist bei Buchungsschluss das Giroguthaben aller
Bankkunden reduziert.

cb) Entsparen (Entnahmen aus dem Sparguthaben)

Beim Entsparen zahlt der Sparer Bargeld bei der Bank ein oder erteilt den Auftrag,
Giroguthaben in Sparguthaben „anzulegen/umzuwandeln“. Die Bank bucht den in bar
eingezahlten Betrag dem Sparkonto des Sparers gut bzw. Giroguthaben ab und entsprechend
Sparguthaben zu. Im Falle der Einzahlung von Bargeld erhöht sich der Bargeldbestand der
Bank (Aktiva der Bank) und die Verbindlichkeit der Bank gegenüber dem Kunden durch
Erhöhung des Sparguthabens (Passiva der Bank). Im Falle der Anlage von Giroguthaben als
Sparguthaben reduziert sich die Verbindlichkeit der Bank gegenüber dem Kunden an
Giroguthaben (Passiva der Bank) und erhöht sich die Verbindlichkeit der Bank gegenüber
dem Kunden an Sparguthaben (Passiva der Bank). Insgesamt ändern sich also dadurch die
Verbindlichkeiten der Bank gegenüber dem Kunden nicht. Aus der Sicht der Bankkunden
erfolgt im Falle von Entnahmen vom Sparkonto eine Verschiebung zum Girokonto. Die
Deutsche Bundesbank bezeichnet die Abbuchung von Giroguthaben zu Gunsten des
Sparkontos als passive Geldvernichtung. Im Umfang der Entnahmen ist bei Buchungsschluss
das Giroguthaben aller Bankkunden erhöht.

15

cb) Saldo aus Sparen und Entsparen

Bei Buchungsschluss kann die Bank durch Gegenüberstellung der getätigten Spareinlagen
und der erfolgten Entnahmen feststellen, ob und um wie viel sich im Endeffekt das
Giroguthaben aller Kunden durch diese Transaktionen bei ihr erhöht oder reduziert hat. Im
Jahre 2007 standen 278 Mrd. €
an Spareinlagen Entnahmen im Umfang von 396 Mrd. €
gegenüber, so dass sich die Sparguthaben um 118 Mrd. €
reduzierten, sich die Geldmenge M1
(verfügbare Geldmenge) entsprechend erhöhte, während die Geldmenge M3 (verfügbare +
nicht verfügbare Geldmenge) unverändert blieb, weil es lediglich zu einer Verschiebung von
nicht verfügbarem Geld zu verfügbarem Geld kam.

d) Kreditaufnahme für Investitionen und Kreditschuldtilgung durch den Bankkunden

da) Kreditaufnahme

Im Falle der Kreditgewährung bucht die Bank Giroguthaben in Höhe des beantragten
Kreditbetrags auf das Girokonto des Kunden und eine entsprechend hohe Schuldsumme auf
das Kreditkonto. Die Schulden auf dem Kreditkonto sind Verbindlichkeiten des
Kreditnehmers gegenüber der Bank, die ihm den Kredit gewährte. Für die Bank sind die
Verbindlichkeiten des Kunden Forderungen (Aktivseite der Bank erhöht). Auf der anderen
Seite sind die Verbindlichkeiten der Bank gegenüber dem Kunden durch das erhöhte
Giroguthaben erhöht (Passivseite der Bank). Für die Bank führt die Kreditvergabe zur
Bilanzverlängerung, desgleichen beim Kunden. Die Deutsche Bundesbank bezeichnet die
Einbuchung von Giroguthaben auf das Girokonto von Kunden anlässlich von
Kreditaufnahmen als aktive Geldschöpfung. Im Umfang der Kreditaufnahmen ist bei
Buchungsschluss das Giroguthaben aller Bankkunden erhöht.

Um Kredit zu erhalten, muss der Kunde gegenüber der Bank nachweisen, dass er in der Lage
ist, den Kredit in angemessener Zeit gegenüber der Bank zu tilgen sowie Sicherheiten
vorweisen, auf welche die Bank im Falle des Zahlungsverzugs zurückgreifen (zu Geld
machen) kann, um selbst keinen Verlust zu machen. Schlechte wirtschaftliche Aussichten
werden den Kunden hindern, weiteren Kredit oder überhaupt Kredit aufzunehmen.
Der Bank wiederum sind bei der Kreditvergabe dadurch Grenzen gesetzt, dass sie das
insgesamt ausgereichte Kreditvolumen (Forderungen der Bank), nicht nur das Neu-Volumen
durch eine Eigenkapitalquote von bis zu 8% je nach Risiko im Einzelfall absichern muss.
Ferner hat die Bank bei der Kreditvergabe zu beachten, dass sie über eine ausreichende
Mindestreserve an Zentralbankgeld verfügt.

db) Kreditschuldtilgung

Zur Berechnung der Kreditschuldtilgung erhöht die Bank zunächst die zu Buche stehende
Kreditschuld um den angefallenen Kreditzins und reduziert die Schuldsumme in Höhe des
vertraglich vereinbarten Kapitaldienstes (bestehend aus Zinsen und Tilgung), wodurch sich
die Schuldsumme auf dem Kreditkonto reduziert (verbliebene Kreditschuld). Den vom
Kunden geleisteten Kapitaldienst bucht die Bank vom Girokonto des Kunden ab. Die
Schulden auf dem Kreditkonto sind Verbindlichkeiten des Kreditnehmers gegenüber der
Bank, die ihm den Kredit gewährte. Für die Bank sind die Verbindlichkeiten des Kunden
Forderungen der Bank (Aktivseite der Bankbilanz), die reduziert sind. Auf der anderen Seite
sind die Verbindlichkeiten der Bank gegenüber dem Kunden durch das reduzierte
Giroguthaben reduziert (Passivseite der Bankbilanz). Da die Aktivseite der Bank durch den

16

Tilgungsanteil im geleisteten Kapitaldienst geringer reduziert wird als das Giroguthaben des
Kunden, ergibt sich für die Bank der Zugang an vom Kunden gezahlten Kreditzinsen
(Bankzinsertrag) für die Bank als Erhöhung des Eigenkapitals (Passivseite der Bankbilanz).
Für die Bank führt die Schuldentilgung durch den Kunden zur Bilanzverkürzung, desgleichen
für den Kunden. Die Deutsche Bundesbank bezeichnet die Abbuchung von Giroguthaben
anlässlich der Kreditschuldtilgung als aktive Geldvernichtung. Im Umfang des
Tilgungsvolumens ist bei Buchungsschluss das Giroguthaben aller Bankkunden reduziert.

Um den Sparern und Haltern von Staatsanleihen Ertragszinsen und den Haltern von Aktien
Dividenden zukommen zu lassen, bucht die Bank die den Kunden zustehenden Kapitalerträge
unter Abzug der zu entrichtenden Abschlagsteuer als Zugang von Giroguthaben. Die
einbehaltene Abschlagsteuer bucht die Bank dem Finanzamt als Zugang auf das Girokonto.
Die Erhöhung der Giroguthaben für Kunde und Finanzamt erhöht die Verbindlichkeiten der
Bank gegenüber den Girokonteninhabern (Passivseite der Bankbilanz). Im Umfang der
Bankzinsaufwendungen reduziert sich das Eigenkapital der Bank (Passivseite der
Bankbilanz).

dc) Saldo aus Kreditgewährung der Bank an den Kunden und Schuldentilgung des
Kunden gegenüber der Bank

Bei Buchungsschluss kann die Bank durch Gegenüberstellung der ausgereichten Kredite
(Erhöhung der Giroguthaben der Kunden) und des vom Kunden geleisteten Kapitaldienstes
feststellen, ob und um wie viel sich im Endeffekt das Giroguthaben aller Kunden durch diese
Transaktionen bei ihr erhöht oder reduziert hat. Im Jahre 2007 standen dem Neu-
Kreditvolumen von 283 Mrd. €
(später korrigiert auf 299 Mrd. €) ein Tilgungsvolumen von
unterstellt 216 Mrd. €
gegenüber (60% der Abschreibungen von 360 Mrd. €).

e) Kauf und Verkauf von Wertpapieren durch den Bankkunden

ea) Kauf von Wertpapieren

Kauft der Kunde Wertpapiere von der Bank, bucht ihm die Bank den entsprechenden
Gegenwert vom Giroguthaben ab. Für die Bank reduziert sich der Wert der Geldanlagen
(Aktivseite der Bank). Durch die Reduzierung des Giroguthabens des Kunden reduziert sich
entsprechend die Verbindlichkeit der Bank gegenüber dem Kunden (Passivseite der Bank).
Für die Bank führt die Transaktion zur Bilanzverkürzung, nicht jedoch für den Kunden. Für
den Bankkunden ist der Kauf von Wertpapieren eine Umwandlung von Giroguthaben des in
eine Geldanlage oder ein Tausch von Giroguthaben in Wertpapiere. Die Deutsche
Bundesbank bezeichnet die Abbuchung von Giroguthaben vom Girokonto des Bankkunden
durch die Geschäftsbank anlässlich des Kaufs von Wertpapieren als aktive Geldvernichtung.
Im Umfang des Kaufvolumens an Wertpapieren ist bei Buchungsschluss das Giroguthaben
aller Bankkunden reduziert.

eb) Verkauf von Wertpapieren

Verkauft der Kunde Wertpapiere an die Bank, dann erhöht ihm die Bank im Wert der
Wertpapiere sein Giroguthaben. Für die Bank erhöht sich der Wert der Geldanlagen
(Aktivseite der Bank). Durch die Erhöhung des Giroguthabens des Kunden erhöht sich
entsprechend die Verbindlichkeit der Bank gegenüber dem Kunden (Passivseite der Bank).
Für die Bank führt die Transaktion zur Bilanzverlängerung, nicht jedoch für den Kunden. Für

17

den Bankkunden ist der Verkauf von Wertpapieren eine Umwandlung der Wertpapiere in
Giroguthaben oder ein Tausch von Wertpapieren in Giroguthaben. Die Deutsche Bundesbank
bezeichnet die Zubuchung von Giroguthaben auf das Girokonto des Bankkunden durch die
Geschäftsbank anlässlich des Verkaufs von Wertpapieren als aktive Geldschöpfung. Im
Umfang des Verkaufs von Wertpapieren ist bei Buchungsschluss das Giroguthaben aller
Bankkunden erhöht.

ec) Saldo aus dem Verkauf von Wertpapieren an und aus dem Kauf von Wertpapieren
Bankkunden

Bei Buchungsschluss kann die Bank durch Gegenüberstellung der verkauften und gekauften
Wertpapiere (Erhöhung der Giroguthaben bzw. Reduzierung der Giroguthaben der Kunden)
feststellen, ob und um wie viel sich im Endeffekt das Giroguthaben aller ihrer Kunden durch
diese Transaktionen erhöht oder reduziert hat. Für das Jahr 2007 konnten leider keine Daten
für das Wertvolumen an von Bankkunden verkauften und gekauften Wertpapieren ermittelt
werden.

f) Saldo aus allen Transaktionen

Bei Buchungsschluss kann die Bank durch Zusammenfassung der Salden aus allen
Transaktionen feststellen, ob und um wie viel sich das Giroguthaben aller ihrer Kunden
verändert hat.

Beispiel auf Jahresebene:

Im Jahre 2007 betrug das Sparvolumen 278 Mrd. €, die Entnahmen 396 Mrd. €, Saldo
Giroguthaben + 118 Mrd. €.

Die Kreditaufnahme betrug 283 Mrd. €
(davon 183 Mrd. €
Ausland), das Tilgungsvolumen
unterstellt 216 Mrd. €
(siehe a. a. O.), Saldo Giroguthaben + 67 Mrd. €.

Über den Kauf und Verkauf von Wertpapieren ist nichts bekannt.

Veränderung des Giroguthabens ohne Kauf und Verkauf von Wertpapieren 118 Mrd. €
+ 67
Mrd. €
= + 185 Mrd. €.

Aufgrund der arbeitstäglichen Transaktionen kann die Veränderung im Bestand der
Giroguthaben auch so interpretiert werden, dass aus den Abgängen von Giroguthaben bei den
Kunden die Zugänge von Giroguthaben bei den Kunden finanziert werden. Nach diesem
Erklärungsmodell verbleibt das von Sparern zur Verfügung gestellte Giroguthaben sowie das
von Kreditnehmern zur Verfügung gestellte Tilgungsvolumen und das von Wertpapierkäufern
erhaltene Giroguthaben im System und finanziert die von den Banken ausgezahlten
Entnahmen, das ausgereichte Kreditvolumen und die Wertpapierkäufe der Banken.

Dass die Banken das Geldvolumen durch Geldschöpfung in großem Stile vermehren, führt zu
einer falschen Vorstellung.

Die Deutsche Bundesbank spricht von Geldschöpfung, wenn sie Zentralbankgeld (Bargeld
und Buchgeld) in den Umlauf gibt und von Geldvernichtung, wenn sie Zentralbankgeld aus
dem Verkehr zieht (aus dem Umlauf nimmt).

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Die Deutsche Bundesbank spricht ebenfalls von Geldschöpfung, wenn Geschäftsbanken
Buchgeld/Giroguthaben ihren Kunden (Nichtbanken) zubuchen (bei Entnahmen vom
Sparkonto, beim Verkauf von Wertpapieren sowie bei der Kreditaufnahme durch
Nichtbanken) und von Geldvernichtung, wenn Geschäftsbanken ihren Kunden Giroguthaben
abbuchen (bei Spareinlagen, Kauf von Wertpapieren sowie bei der Kreditschuldtilgung durch
die Nichtbanken).

Der Kreditvergabe von Banken sind im Übrigen Grenzen gesetzt. Zum einen müssen
Nichtbanken überhaupt Kredit nachfragen und entsprechende Sicherheiten der Bank
gegenüber nachweisen können, die Kredit vergebende Bank muss beachten, dass sie über
ausreichendes Eigenkapital (bis zu 8% je Kreditvergabe je nach Risiko) sowie über
ausreichend viel Zentralbankguthaben (Mindestreserve z. Zt. 1%) verfügt.

Von der um Kredit nachsuchenden Bank verlangt die Deutsche Bundesbank die Hinterlegung
von Wertpapieren als Sicherheit. Verfügen die Banken über keine entsprechenden
Sicherheiten, können sie von der Deutschen Bundesbank kein Geld erhalten. Um Wertpapiere
hinterlegen zu können, müssen die Geschäftsbanken über Wertpapiere verfügen oder kaufen.

Die Deutsche Bundesbank verbilligt die Kreditaufnahme durch die Banken, um in Zeiten
wirtschaftlicher Flauten potentiellen Nichtbanken einen Anreiz zur Kreditaufnahme für
Investitionen zu geben. Sie verteuert die Kreditaufnahme durch die Banken, um in Zeiten
überschäumender Konjunktur weitere Kreditaufnahme potentieller Nichtbanken zu blocken.

Die verfügbare Geldmenge (Geldmenge M1) wächst durch die Geldschöpfung der
Geschäftsbanken nur dann, wenn das vernichtete Geldvolumen niedriger ist als das
geschöpfte Geldvolumen.

Die Äußerungen, dass Banken das 12,5-fache ihres Eigenkapitals und mehr an Kreditvolumen
schöpfen können, führt zu irrigen Vorstellungen. Die Verpflichtung gilt in Bezug auf die
gesamten Kreditforderungen der Bank – nicht nur auf die Neukreditaufnahme – und dient im
Übrigen der Absicherung der Guthabenbesitzer der Bank, falls die Bank entsprechend hoheVerluste macht. Auch die Äußerungen, dass Banken bei der Kreditvergabe ihr
Zentralbankguthaben nur um 1% (geforderte Mindestreserve) erhöhen müssen bzw. dass
Banken das 99-fache der Mindestreserve als Kredit ausreichen dürfen, lässt falsche
Vorstellungen über den Umfang der Geldschöpfung durch die Banken aufkommen.

Die Kritiker der Geldschöpfung erwecken gern den Eindruck, der Geldschöpfung durch die
Banken seien nahezu keine Grenzen gesetzt bzw. sie seien Schuld an der vorhandenen
Geldschwemme. Dabei wurde die verfügbare Geldmenge (Geldmenge M1) im Jahre 2007,
wie oben dargelegt, nur geringfügig ausgeweitet, und dies nicht primär durch Kreditvergabe
(aktive Geldschöpfung), sondern vor allem durch Entnahmen (passive Geldschöpfung).

Ursache für die Zunahme der verfügbaren Geldmenge waren vielmehr die Entnahmen mit 396
Mrd. €, die aber nicht nur in den Konsum flossen, sondern als Spielgeld für Spekulationen auf
dem Finanzmarkt verwendet wurden.

Ursache für das Wachsen der Geldvermögen sind die entbehrlichen Einkommensteile der
Gut-und Spitzenverdiener, die als Spargeld usw. angelegt werden und dadurch den
Konsumausgaben entzogen werden, sowie die Anlage von Kapitalerträgen.

19

11. Investoren
Investoren sind einzelne Kapitalbesitzer oder Zusammenschlüsse von Kapitalbesitzern, die
mehr als marktübliche Zinsen erzielen wollen und daher ihr Geldvermögen nicht durch
Banksparen anlegen, sondern bei Unternehmen, die mit höheren Zinsen (8% p. a.) locken wie

z. Zt. im Falle auf dem Sektor erneuerbarer Energien. Investoren versuchen aber auch vor
allem, sich durch Geldanlagen steuerlich zu entlasten. Ihre dadurch erzielten Gewinne zahlt
die Allgemeinheit durch höhere Steuern/Abgaben.
Da Finanzprodukte ebenfalls höhere als marktübliche Zinserträge versprechen, wird Kapital
auch zum Kauf derartiger Produkte verwendet. Allerdings ist das Risiko von Verlusten höher
als beim Banksparen oder Kauf von Staatsanleihen, die z. Zt. relativ geringe Zinserträge
abwerfen.

12. Ressourcenverbrauch und Umweltbelastung
12.1 Ressourcenverbrauch
Der Ressourcenverbrauch ist bereits heutzutage sehr hoch, weil immer mehr technisches
Gerät verwendet wird und dies zum Zwecke der Umsatzsteigerung für eine kurze
Lebensdauer produziert wird, sei es durch technisches Verfalldatum, sei es durch Design-
Änderung. Besonders krass ist der kurzlebige Bekleidungswechsel durch die Mode.

Der Bedarf am Erwerb angebotener Produkte ist dennoch noch nicht einmal in Deutschland
ausgeschöpft, da es an Kaufvolumen fehlt. Das gilt auch in besonderem Maße für
Dienstleistungen. Im Ausland, insbesondere in den Entwicklungsländern ist der Bedarf gar
riesig (Stichwort China), so dass der Ressourcenverbrauch und speziell der Energiebedarf
noch dramatisch wachsen werden. Auf der anderen Seite sind die Ressourcen zum
überwiegenden Teil endlich, so dass es des Recyclings verwendeter Ressourcen bedarf.
Dennoch werden sich die Rohstoffe immer mehr verteuern.

12.2 Umweltbelastung
Die Umweltbelastung ist entsprechend dem Ressourcenverbrauch hoch, das gilt für die
Luftbelastung wie für die Mülldeponie. Die Müllverbrennung führt wie die zusätzliche
Produktion zu zusätzlicher Luftbelastung. Es entstehen trotz Müllverbrennung und
Abfalltrennung und Abfallverwertung (Papier, Biomüll usw.) riesige Müllhalden.

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B. Was im Ist-Zustand aus dem Ruder gelaufen ist bzw. aus dem Ruder läuft und
daraus resultierende Zielvorstellung
1. Staat
Obwohl dem (Gesamt-)Staat (den Gebietskörperschaften Bund, Bundesländer und
Gemeinden) 50% des Nationaleinkommens, also rd. 1.000 Mrd. €, zur Finanzierung seiner
Ausgaben zur Verfügung standen, hat er sich weiter verschulden müssen. Im Jahre 2007
konnte der Staat seine laufenden Ausgaben nicht einmal aus seinen laufenden Einnahmen
finanzieren, wie die Kreditaufnahme von 61 Mrd. €
gegenüber dem Investitionsvolumen von
33 Mrd. €
zeigt.

Auch reichten die Finanzmittel des Staates nicht aus, um seine Aufgaben ausreichend zu
finanzieren. So fehlten Mittel zur Erhaltung und Modernisierung der Infrastruktur, zur
Finanzierung höheren Kindergeldes, für Ausbildung, für erwerbslos gewordene
Erwerbstätige, für Sozialhilfeempfänger, für Rentner.

Dem Staat werden Steuern und Abgaben in erheblichem Maße durch Steuerbetrug
(Nichterklärung von Einkünften aus Schwarzarbeit und Geldanlage im Ausland zur
Geldwäsche und Hinterziehung von Kapitalertragsteuern) sowie Wohnsitznahme in
Steueroasen/Steuerparadiese im Ausland (Steuerflucht) entzogen. Dabei handelt es sich um
ein Volumen in zweistelliger Milliardenhöhe. Es sind vor allem Spitzenverdiener (Manager)
sowie Selbstständige und Besitzer hoher Geldvermögen, die den Staat betrügen. Begründet
wird diese Verhaltensweise mit der hohen Besteuerung der Einkommen. Auf der anderen
Seite erlauben Schlupflöcher in den Steuervorschriften sowie großzügige
Absetzungsmöglichkeiten, dass sich Millionäre und Milliardäre rühmen, keine Steuern
gezahlt zu haben.

Die Regierungsverantwortlichen unternahmen nichts oder zu wenig, um Steuerbetrug und
Steuerflucht zu unterbinden.

Die Steuerprüfung verfügt nicht über ausreichend Personal (wird offenbar bewusst auf
Sparflamme gehalten), um Steuerbetrügern auf die Schliche zu kommen. Es wurden in der
Vergangenheit sogar Betriebsprüfer vorzeitig aus dem Verkehr gezogen (in Hessen sogar in
den Ruhestand versetzt!), weil sie Steuerpflichtigen zu sehr auf die Finger schauten.

Die Regierungsverantwortlichen scheuen sich, Steuer-und Abgabenerhöhungen
vorzunehmen. Stattdessen wurde Volksvermögen veräußert (Privatisierung staatlicher
Infrastruktur), um Hauhaltslöcher zu stopfen.

Immer wieder werden die Staatshaushalte durch zusätzliche Finanzierungsausgaben belastet,
indem Wahlversprechungen umgesetzt werden. Vor der Wahl versprechen die Parteien
Bevölkerungsgruppen finanzielle Wohltaten, die sie in Regierungsverantwortung umzusetzen
versprechen. Die Politiker sind also wesentlicher Treiber der Ausgabenausweitung des
Staatshaushalts.

Schließlich wird der Staatshaushalt durch die Verschwendung von Steuergeldern unnötig
belastet. Die Rechnungshöfe decken zwar laufend derartige Fälle auf, doch die
Verantwortlichen für die Verschwendung werden nicht zur Rechenschaft gezogen.

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Der Staatshaushalt ist bereits in einem hohen Maße durch Zinszahlungen (67 Mrd. €
im Jahre
2007) für aufgenommene Fremdmittel belastet. Da der Staat seine Schulden nicht tilgt,
wächst sein Schuldenberg von Jahr zu Jahr in Höhe der Nettokreditaufnahme (diese resultiert
aus der Neukreditaufnahme abzüglich der Anschlusskredite für zur Auszahlung fällig
gewordene Kredite). Mit dem Wachsen der Staatsschulden wächst auch die Zinsbelastung des
Staates, es sei denn, der Zinssatz für Anschlusskredite sinkt, was in den letzten Jahren der Fall
war. Im Jahre 2007 betrug die Zinsbelastung 67 Mrd. €
bei einer Staatsverschuldung von rd.
1,6 Bio. €
und im Jahre 2011 betrug die Zinsbelastung 61 Mrd. €
bei einer Staatsverschuldung
von rd. 2 Bio. €.

Die Zinslast zwingt also zur Reduzierung von Staatsausgaben und/oder zur Erhöhung der
Staatseinnahmen. Letzteres wird jedoch von den Regierenden aus wahltaktischen Gründen
vermieden (Schonung der Gut-/Spitzenverdiener und Vermögenden), so dass es zu einem
Verfall der Infrastruktur (Schließung von Schwimmbädern, marode Schulen usw.),
Unterfinanzierung des Bildungswesens usw. kam und kommt. Steigende Zinssätze würden zu
einem sprunghaften Anstieg der Zinsbelastung des Staates führen und zu drastischeren
Ausgabenreduzierungen führen. Allerdings ist durch die bevorstehende Einführung der
Finanztransaktionssteuer eine weitere Einnahmequelle für den Staat aufgetan worden. Dass es
dazu kam, ist dem aus dem Ruder gelaufenen Finanzsektor zu verdanken.

Es muss also angestrebt werden, Steuerschlupflöcher zu schließen (Vereinfachung des
Steuersystems), Steuerhinterziehung durch Schwarzarbeit und Schwarzgeldkonten im
Ausland sowie Steuerflucht in Steuerparadiese zu unterbinden, die Verschwendung von
Steuergeldern zu reduzieren und den Staat von Zinslasten zu befreien.

Geplante Privatisierungen (Börsengang der Deutschen Bahn) sollten gestoppt und
durchgeführte Privatisierungen (Deutsche Post) sollten rückgängig gemacht werden
(siehe hierzu auch Ressourcenverbrauch und Umweltbelastung).

2. Unternehmen, insbesondere nicht-finanzielle Kapitalgesellschaften
Die Kapitalgesellschaften müssen fürchten, dass ihre Aktien aufgekauft werden, um das
Unternehmen zu liquidieren. Ein solcher Aufkauf ist umso einfacher, wenn der Kurs der
Aktie im Keller ist. Dieser Zustand kann durch Gerüchte und durch den Verkauf von Aktien
in großem Umfang herbeigeführt werden. Negativ für den Aktienkurs sind auch geringe oder
keine Dividendenausschüttung. Damit es dazu nicht kommt, sind die Kapitalgesellschaften
bestrebt, einen möglichst hohen Reingewinn einzufahren. Der Reingewinn stellt die
Verzinsung der eingesetzten Eigenmittel dar. Aus dem Reingewinn werden die
Dividendenausschüttung, Rücklagen für Investitionen sowie die Finanzierung von Verlusten
finanziert. Damit der Reingewinn möglichst hoch ausfällt, bemühen sich die Unternehmen
ihre Kosten (durch Personalkosteneinsparung usw.), zu reduzieren und die Einnahmen durch
Umsatzsteigerung zu erhöhen, was allerdings wegen des globalen Wettbewerbs nicht einfach
ist. Die Personalkosteneinsparung wird zu Lasten der produktiv Beschäftigten ausgetragen,
deren Arbeitsplätze durch Rationalisierung/Technisierung/Automatisierung und Verlagerung
ins Ausland oder deren Kosten durch Reduzierung der Löhne/Gehälter realisiert werden
(Auslagerung aus dem Tarifbereich, Leiharbeitskräfte, möglichst geringe Lohn-
Gehaltssteigerung. Letzteres gilt nicht für die Manager, deren Gehälter sogar erheblich
steigen, wenn die übrigen Kosten signifikant eingespart werden). Um Produkte möglichst
kostengünstig zu produzieren und den Umsatz zu steigern, werden Produkte qualitativ
verschlechtert. Dem Verbraucher wird das Geld förmlich aus der Tasche gezogen.

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Im Übrigen werden immer mehr deutsche Unternehmen durch das Ausland aufgekauft
(Saudi-Arabien, USA, China usw.).

Der Anstieg der Gehälter und Abfindungen für Spitzenverdiener sowie die Gewinne der
Unternehmer (darunter die Dividendenzahlungen an Aktionäre) gehen zu Lasten der Gehälter
der übrigen Beschäftigten sowie zu Lasten der Preise, die von den Konsumenten zu bezahlen
sind, was ihr Kaufvolumen schmälert. Das Kaufvolumen der Konsumenten wird ferner durch
die kurze Lebensdauer der Produkte geschmälert.

Für den Absatz der Produkte wird mit einem immer größer werdenden Werbeaufwand
geworben. Auch diesen zahlt der Konsument über die Preise mit.

Schließlich schmälern das Kaufvolumen der Konsumenten die von den Unternehmen im
Jahre 2007 gezahlten Kreditzinsen (64 Mrd. €) und die von den Unternehmen für den Einsatz
von Eigenmitteln eingepreisten kalkulatorischen Zinsen, welche die Waren und
Dienstleistungen verteuern.

Die Technisierung/Automatisierung setzt in erheblichem Umfang Arbeitskräfte in den
rationalisierten Sektoren frei, während nur wenig zusätzliche Arbeitskräfte in den Sektoren
Maschinenbau usw. entstehen. Durch den Kauf von Maschinen/Automaten entstehen den
Unternehmen erhebliche Kapitalkosten (Abschreibung und Verzinsung), aber auch
Personalkosten für Bedienung und Wartung sowie Sachkosten (Energie, Material). Die durch
die Technisierung/Automatisierung eingesparten Personalkosten müssen höher sein als die
Kosten der technisierten/automatisierten Produktion, da sonst der Technik-/Automateneinsatz
unwirtschaftlich ist und das Unternehmen Verlust macht. Wenn sich der Einsatz von
Technik/Automaten im Ausland lohnen soll, müssen schon ganze Heere an Arbeitskräften
eingespart werden, je nachdem, wie hoch das Lohn-/Gehaltsniveau ist. Die Produktion von
technischem Gerät/Maschinen/Automaten schafft vor allem Arbeitsplätze in den
Industrieländern. Davon profitiert auch insbesondere Deutschland.

Das Aufkaufen der Unternehmen sollte im Interesse der Erhaltung deutscher
Unternehmen verhindert werden.

3. Erwerbstätige, Nichterwerbstätige, Privathaushalte
3.1 Erwerbstätige
Der Anstieg der Einkommen der Arbeitnehmer bleibt erheblich hinter dem Anstieg der
Einkommen der Selbstständigen und Vermögenden sowie gegenüber dem Reingewinn der
nicht-finanziellen Kapitalgesellschaften zurück. Da nehmen sich Rechtsanwälte eine
Vergütung von 650 €
pro Stunde als selbstverständlich, während über Lohnuntergrenzen von
8,50 €
bei Arbeitnehmern unter den Parteien noch gestritten wird.

Der Anstieg der Einkommen der Arbeitnehmer war und ist in den unteren
Einkommensklassen minimal (stagnierte mitunter oder war sogar rückläufig, Stichwörter
Niedriglohn, Aufstockung des Lohnes durch den Staat, Leiharbeit, Minijobs), während der
Anstieg in den oberen Einkommensklassen eher stark war. Dies führt immer mehr zu einer
Spreizung der Einkommen.

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Erwerbstätige stehen immer mehr unter Stress und werden gemobbt, erkranken, mitunter ohne
sich krankschreiben zu lassen, weil sie um den Verlust ihres Arbeitsplatzes fürchten, gehen
vorzeitig in den Ruhestand.

Um gering bezahlte Arbeit höher bezahlen zu können und nicht-bezahlte Arbeit überhaupt
bezahlen zu können, bedarf es höherer Einkommen der Konsumenten.

Angestrebt werden sollte ein Mindesteinkommen aus Erwerbsarbeit von dem man nicht
nur leben, sondern auch am gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann. Ferner sollten
die Beschäftigten nicht mehr gesundheitlich ausgebeutet werden.

3.2 Nichterwerbstätige
Der Anstieg der Einkommen bei den Nicht-Erwerbstätigen war wie bei der Masse der
Erwerbstätigen minimal.

Die Höhe des Kindergeldes reicht nicht aus, um Kindern eine ausreichende Bildung zu
ermöglichen (Stichwort Kinderarmut). … Kinder sind bereits auf Tafeln angewiesen.
Besonders davon betroffen sind Alleinerziehende mit Kindern.

Die Kürzung der Bezugszeit von Arbeitslosengeld I führt schnell in die Insolvenz und Armut
bisheriger Erwerbstätiger.

Wenn ein Hartz -IV-Empfänger 10 €
pro Monat mehr bekommt, genehmigen sich
Abgeordnete einen Erhöhung um 400 €, also das 40-fache.

Die Höhe der Einkommen der Hartz-IV-Empfänger reicht nicht zur Teilhabe amgesellschaftlichen Leben. Die Überwachung der Hartz-IV-Empfänger wird nicht nur von
diesen als entwürdigend empfunden, sondern auch von einzelnen Politikern (u. a. Heiner
Geißler) als entwürdigend gebrandmarkt.

Da Rentner nur geringe Einkommenszuwächse haben, die Lebenshaltungskosten aber laufend
steigen (1,5% bis 3% pro Jahr), können sich Rentner immer weniger leisten und kommen mit
ihrer Rente nicht aus. Bereits heute sind Rentner auf einen Zuverdienst oder auf Tafeln
angewiesen (Stichwort Altersarmut). Da künftige Renten wegen zunehmender
Lebensarbeitszeit niedriger ausfallen werden, wird die Altersarmut erheblich zunehmen.

Angestrebt werden sollte eine Erhöhung des Kindergeldes, die Verlängerung der
Bezugszeit von Arbeitslosengeld I, Erhöhung des Arbeitslosengeldes II, damit auch
Hartz-IV-Empfänger am gesellschaftlichen teilnehmen können, Erhöhung der Renten in
einem Maße, dass Aufstockungen nicht erforderlich sind sowie eine Mindestrente für
Alleinstehende.

3.3 Privathaushalte
Im Jahre 2007 zahlten die Privathaushalte als Konsumenten direkte Kreditzinsen von 64 Mrd.

sowie über die Preise die von den Unternehmen gezahlten Kreditzinsen (weitere 64 Mrd. €).
Ferner zahlten die Privathaushalte über die Preise den Reingewinn der nichtfinanziellen
Kapitalgesellschaften in Höhe von 388 Mrd. €, der die Verzinsung der eingesetzten
Eigenmittel der Unternehmen darstellt, und aus dem die Dividenden für die Aktionäre bezahlt

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werden (nach Wikipedia bis zu 50% des Reingewinns). Letztlich belasten auch die vom Staat
gezahlten Kreditzinsen (67 Mrd. €) die Privathaushalte, die allerdings zum Teil aus der
Neuverschuldung finanziert wurden (61 Mrd. €
-33 Mrd. €
= 28 Mrd. €). Insgesamt dürfte
die Belastung der Privathaushalte aufgrund des Zinssystems im Jahre 2007 bei etwa 350 Mrd.

gelegen haben.

Der Zinsanteil in den Preisen einschl. Dividenden beträgt mindestens 12% (unterstellt 250
Mrd. €
bezogen auf 2.093 Mrd. €). Experten kommen auf 30% und mehr (Bezugsgrundlagen
64 Mrd. €
von Unternehmen gezahlte Kreditzinsen + 388 Mrd. €
vollständiger Reingewinn =
452 Mrd. €
bezogen auf 1.375 Mrd. €
Konsumausgaben der Privathaushalte = 33%).

Der Zinsanteil in Mieten beträgt bis zu 80%.

Die Einkommen der Privathaushalte lagen zwischen bis zu 700 €
pro Monat und bis zu

69.000 €
und in Einzelfällen mehr pro Monat. Leider sind die Daten nicht differenziert nach
1-, 2-und Mehrpersonen-Haushalten, die entsprechend unterschiedlich hohe
Lebenshaltungskosten haben. Entsprechend unterschiedlich sind die Privathaushalte von
Verschuldung und Ersparnissen (Vermögen) betroffen. Über Schulden verfügen vor allem
Privathaushalte mit mittlerem Einkommen, während das angesammelte Vermögen von den
mittleren Einkommen bis zu den hohen Einkommen exponentiell zunimmt. Das
Sachvermögen befindet sich ebenfalls exponentiell ansteigend von den mittleren Einkommen
bis zu den hohen Einkommen.
Durch die steigenden Lebenshaltungskosten (Zinsanteil in den Preisen, Spekulationsgewinne,
steigende Preise durch knapper werdende Rohstoffe/steigende Nachfrage) sinkt das
verfügbare Einkommen und immer mehr Privathaushalte aus der Mittelschicht rutschen in die
Unterschicht und aus dieser in die Armut ab.

Angestrebt werden sollte eine Erhöhung der Einkommen bei Privathaushalten mit
niedrigem und mittlerem Einkommen zu Lasten der Einkommen bei Privathaushalten
mit höherem und hohem Einkommen, da diese unverhältnismäßig viel Geld für Luxus
ausgeben und umfangreiche Rücklagen bilden können, die dem Konsum entzogen
werden.

4. Bankensystem
Die Banken betreiben Gewinnmaximierung und haben aus den Augen verloren, dass sie die
Kreditversorgung des Staates, der Unternehmen und der Privathaushalte sicherzustellen
haben. Ihre Aufgabe entspricht eher staatlicher Infrastruktur als der von
Wirtschaftsunternehmen. Entsprechendes gilt für Versicherungen, die mit den Banken und
den Investmentfonds die sog. finanziellen Kapitalgesellschaften bilden.

Ihre Gewinne machen die Banken mit der Vergabe von Krediten (durch Kreditzinsen), Halten
von Wertpapieren (Zinsen bei festverzinslichen Wertpapieren, Dividenden bei Aktien sowie
Kursgewinne bei Aktien) sowie durch den Verkauf und Kauf von Aktien und andere
Provisionsgeschäfte für Auftraggeber. Darüber hinaus ermöglicht das Buchungssystem den
Kauf und Verkauf von Ressourcen in großem Stile, wodurch sich einige Banken zusätzliche
Gewinne zu Lasten der Verbraucher verschaffen, weil sie sich als Preistreiber betätigen.

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Bei der Kreditvergabe hängt die Höhe des Gewinns von der Höhe des Kreditzinssatzes und
dem ausgereichten Kreditvolumen ab. Die Höhe des Kreditzinssatzes hängt von der
Nachfrage nach Kredit und dem Risiko ab, welches die Bank in der Kreditvergabe sieht. Das
Kreditvolumen hängt von der Nachfrage und den gebotenen Sicherheiten seitens der
Kreditnehmer ab.

Die Banken halten Wertpapiere mit möglichst hoher Rendite. Eine solche bringen vor allem
ausländische Staatsanleihen ein, die jedoch mit weit höheren Risiken behaftet sind als
deutsche Staatsanleihen (diese werden bevorzugt von deutschen Versicherungen gehalten).

Zum Gewinn der Banken tragen im Übrigen die Provisionsgeschäfte bei. Dabei stecken die
Banken Provisionen sowohl vom Verkäufer als auch vom Käufer ein. Je häufiger die Banken
Wertpapiere im Auftrage ihrer Kunden kaufen und verkaufen, desto höher ihr Gewinn. Zur
weiteren Gewinnsteigerung ließen sich die Investmentbanken sogar zusätzliche
Finanzprodukte sowie sog. Bankeigengeschäfte einfallen.

Auslandspapiere kauften nicht nur deutsche Privatbanken, sondern sogar Landesbanken, die
IKB (Deutsche Industriebank) und die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau). Durch die
Immobilienkrise in den USA wurden durch Kursverfall Wertpapiere zu sog. Schrottpapieren,
die den Haltern (Banken und Privatpersonen) hohe Verluste eintrugen. Auch konnten Staaten
fällige Staatspapiere nicht auszahlen, weil sie keine Kredite mehr auf dem Kapitalmarkt oder
Kredite nur zu unerschwinglichen hohen Zinsen erhielten. Im Falle der Landesbanken, der
IKB und der KfW führte dies automatisch zur Heranziehung der Steuerzahler zum Ausgleich
der Verluste. Im Falle der Privatbanken wandten diese sich an den Staat, damit dieser sie im
Interesse ihrer Kunden und Aktionäre durch den Einsatz von Steuermitteln und Bürgschaften
vor Insolvenz rettet. Dem kamen die Bundesregierung und der Deutsche Bundestag nach.
Gefordert wurde von den Banken allerdings die Einhaltung von Auflagen (Rückzahlung mit
Zinsen, Reduzierung der Bonuszahlungen, Teilverstaatlichung). Zur Rettung nicht nur
deutscher Banken, sondern auch ausländischer Banken und ausländischer Staaten in der
Eurozone wurden die sog. Rettungsschirme (ESM usw.) geschaffen, um letztlich den Euro als
Währung zu retten, nachdem bereits Wetten auf das Aus der Euro-Währung abgeschlossen
wurden. Die Banken rettete man mit der Begründung, dass es sich um systemrelevante
Banken (vor allem Banken mit Investmentabteilung17, sog. Investmentbanken) handelt und
ohne die staatliche Unterstützung es zum Bankenzusammenruch (Banken-Crash) kommen
würde. Die vor dem Staatsbankrott stehenden Staaten rettete man, um sie in der Euro-Zone zu
halten.

Banken waren dabei behilflich, Kapitalbesitzern zu Renditen auf Kosten von Staatseinnahmen
zu verhelfen, sei es im Inland als auch im Ausland (siehe Public Private Partnerschip und
Cross Boarder Leasing im Falle der Wasserversorgung/Abwasserentsorgung in einigen
Kommunen).

Die Banken spekulieren ferner nicht nur mit Aktien, sondern auch mit Rohstoffen und
Nahrungsmitteln, die sie in größtmöglicher Menge aufkaufen, um sie dann in kleineren
Mengen zu höheren Preisen zu verkaufen. Derartige Geschäfte gehören den Banken untersagt
und Zuwiderhandlungen empfindlich bestraft.

17 Das Investmentgeschäft umfasst die Vermögensverwaltung ihrer Kunden, den Handel mit
Wertpapieren, darunter Derivaten, und die Unterstützung von Unternehmen bei
Kapitalaufnahmen (Börsengang).

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Da Banken dem Sparer für Spareinlagen/Sparguthaben Guthabenzinsen gewähren, sind das
für die Banken Aufwendungen, die ihren Gewinn schmälern. Banken gewähren den Sparern
angeblich Guthabenzinsen, weil sie sie nicht als Kunden (Girokontoinhaber,
Kreditaufnehmer, Auftraggeber im Provisionsgeschäft) verlieren wollen. Das überzeugt
jedoch nicht. Eine Bank, die keine Spareinlagen annimmt oder diese nicht verzinst, könnte
wesentlich günstigere Kreditzinsen anbieten als eine Bank, die Sparzinsen gewährt. Sie würde
also die Girokontoinhaber behalten, ja sogar neue Girokunden hinzugewinnen. Es erscheint
also als eine Mär, dass Banken auf Sparer/Sparvolumen angewiesen sind. Wenn Banken mit
Kreditzinsen unter dem Guthabenzins anderer Banken locken, verlieren vielmehr die anderen
Banken Kreditnehmer und damit Bankzinserträge. Damit dürfte es für sie immer schwerer
werden, die Guthabenzinsen zu erwirtschaften, so dass auch sie von der Gewährung von
Guthabenzinsen Abstand nehmen würden.

Angestrebt werden sollte, den Kauf von ausländischen Staatsanleihen und sonstigen
Wertpapieren aufzugeben sowie auf die Gewährung von Guthabenzinsen auf
Spareinlagen zu verzichten.

5. Ressourcenverbrauch und Umweltbelastung
5.1 Ressourcenverbrauch
Der hohe Ressourcenverbrauch ist die Folge der Gier nach Umsatzsteigerung/
Gewinnsteigerung der Unternehmen, des hohen Technisierungsrades und der kurzen
Lebensdauer der Produkte. Diese wird durch Soll-Bruchstellen, Design-Änderung und
massive Werbung herbeigeführt, um den Umsatz zu erhöhen und dadurch den Gewinn (im
Interesse der Unternehmer und Aktionäre) zu steigern. Zu unnötigem Ressourcenverbrauch
tragen auch besonders Billig-/Wegwerfprodukte bei.

Aber auch die Privatisierung staatlicher Infrastruktur führte wie im Falle der Deutschen Post
zur Verschwendung von Ressourcen. Der Materialeinsatz und der Energieverbrauch haben
sich vervielfacht, da die zusätzlichen Postdienstleistungsunternehmen entsprechend
zusätzliche Fahrleistungen erbringen.

Das Wachstum der industriellen Produktion ist aufgrund des Nachholbedarfs insbesondere bei
den Entwicklungsländern aber auch bei den neuen Industrieländern vorprogrammiert. Umso
mehr ist es geboten, die Produktion unnötiger Produkte sowie qualitativ schlechter Produkte
möglichst auf Null zu reduzieren, d. h. Umstellung der Profitproduktion/Profitwirtschaft
(verkaufen, verkaufen, verkaufen) auf Bedarfsproduktion/Bedarfswirtschaft).

Zur Energieerzeugung werden zur Verdrängung der unsauberen Kohle u. a. nachwachsende
Rohstoffe wie Raps, Mais und Getreide eingesetzt. Dies sollte unterbleiben, weil Böden
dadurch ausgelaugt werden und sich das Angebot an Nahrungsmitteln reduziert und dadurch
verteuert.

Angestrebt werden sollte die Schonung der Ressourcen.

5.2 Umweltbelastung
Die immense Produktion, auch überflüssiger Produkte trägt zu zusätzlicher Luftbelastung und
zur Umweltbelastung durch unnötigen Abfall/Müll bei.

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Angestrebt werden sollte die Reduzierung der Luftbelastung und des Müllanfalls.

Stand: 06.07.2013
© Netzwerk JHWUS, FK 3/7, Neumann

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Author: hessenvorstand

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